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Frauen im Handwerk
Geschlechterklischees in der Berufswahl

Gerade in vielen technischen Berufen und Studiengängen ist die Frauenquote nach wie vor gering. Das verschärft den Fachkräftemangel und sorgt für Fehlentwicklungen in der Einkommensentwicklung. Das Handwerkerinnenhaus Köln e.V. etwa geht das Problem gleich in mehrfacher Hinsicht an.

Ein Bericht von Hanna Kunas

Mädchen und Jungen werden immer noch mit stereotypen Geschlechterrollen konfrontiert und es fallen in Gesprächen in der Familie, in der Schule oder im weiteren Umfeld Sätze wie diese: „Das ist nichts für Mädchen.“ „Arbeite lieber im Büro, Handwerk ist doch was für Jungen!“ „Erzieher? Ernsthaft? Das ist doch homo.“ Die Liste lässt sich fortsetzen.

Perspektiven und Entwicklungsmöglichkeiten bleiben den Mädchen so oft versperrt, sie können in der Folge ihr Potenzial nicht voll entfalten. Hinzu kommt: Durch die Wahl eher „typisch weiblicher“ Berufe wie Einzelhandel, freie Berufe oder Hauswirtschaft verteilen sich knapp 50 Prozent der Frauen, die einen Ausbildungsvertrag neu abschließen, auf nur acht von insgesamt 325 anerkannten Ausbildungsberufen.
Dieser Zustand wirkt sich auch auf den Arbeitsmarkt aus, es verschärft den Fachkräftemangel. Es hat aber auch gravierende Auswirkungen auf die späteren Lebensverhältnisse von Frauen. Denn Mädchen wählen tendenziell eher Berufe, die mit niedrigem Einkommen verbunden sind, das Armutsrisiko bei Frauen ist daher höher.

Gendersensibel ansetzen und Jugendliche stärken

Gendersensible Berufsorientierung will deshalb Jugendliche dabei unterstützen, ihre individuellen Potenziale und Talente zu erkennen und auszubauen und ihren Berufs- und Lebensweg selbstbestimmt zu gestalten – unabhängig von ihrem Geschlecht. Sie hilft darüber hinaus, die Perspektiven auf Berufe zu erweitern und neue Erfahrungsräume für die Jugendlichen zu öffnen.

Das Handwerkerinnenhaus Köln setzt an dieser Stelle an. Unser gemeinnütziger Verein ist ein Lern- und Bildungsort für Mädchen und Frauen, an dem Mädchen und Frauen über praktisches handwerkliches Arbeiten in den Werkstätten Selbstwirksamkeit erleben und neue Talente und Stärken an sich entdecken. Darüber hinaus werden Fachkräfte in den Bereichen Schule, Berufsberatung und Jugendarbeit dabei unterstützt, gendersensible Handlungsansätze der Berufsorientierung in ihren beruflichen Alltag zu integrieren.

Das Handwerk als Frauensache

Dabei hat die Arbeit mit Vorbildern in „geschlechtsuntypischen“ Berufen eine ganz zentrale Bedeutung: Erleben Schülerinnen eine Tischlerin als Anleiterin in der Werkstatt, erleben sie auch das Handwerk selbstverständlich als „Frauensache“. Ein wichtiger Aspekt ist daher auch das Verwenden von geschlechtergerechten Medien, in denen z.B. Männer und Frauen auch in „untypischen“ Berufsfeldern repräsentiert sind.
Begleitend zu den praktischen Angeboten in der Berufsorientierung ist es wichtig, den Schüler*innen Reflexionsräume im Unterricht zu bieten: Was sind überhaupt Geschlechter-Stereotype? Und was hat Beruf und Geschlecht miteinander zu tun? Entscheidet sich später dann ein Mädchen für einen Beruf im handwerklichen Bereich, ist eine kontinuierliche Begleitung sehr sinnvoll: Wie verteidige ich meine Entscheidung für den Beruf gegenüber meinem sozialen Umfeld? Wie finde ich einen passenden Betrieb für die Ausbildung? Und natürlich kann eine solche Begleitung auch helfen, wenn es dann während der Ausbildung einmal hakt oder Konflikte entstehen.
Informationen können bei der Autorin unter der Mailadresse bo@handwerkerinnenhaus.org angefordert werden.
www.handwerkerinnenhaus.org

Weitere Informationen zum Thema finden Sie hier:

https://www.boeckler.de/pdf/p_fofoe_WP_034_2017.pdf

https://www.awo.org/sites/default/files/2018-01/AWO-Handreichung_Gendersensible%20Berufsorientierung_2015_0.pdf

https://www.klischee-frei.de/de/klischeefrei_101668.php

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