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Grüne Berufe und Landwirtschaft
“Die Digitalisierung hilft, Ressourcen zu schonen und klimafreundlicher zu arbeiten”

Wie wäre es mit einer Ausbildung in einem der 14 „grünen“ Berufe, z.B. zum Landwirt/zur Landwirtin? Welche Jobs und Karrierewege stehen überhaupt zur Auswahl? Und wie sind die langfristigen Aussichten, wenn auch künftig immer mehr Bauernhöfe schließen? Wir fragten nach bei Ursula Wagener, sie arbeitet bei der Landwirtschaftskammer NRW als Referentin für den Bereich Ausbildung.

Frau Wagener, es gibt 14 sogenannte grüne Berufe im Agrarbereich. In all diesen Berufen hat man viel mit der Natur, mit Lebensmitteln oder Pflanzen zu tun, daher “grün”. Können Sie einen groben Überblick geben?

Die Spannweite der 14 grünen Berufe reicht von den Klassikern Landwirt/in, Gärtner/in, Forstwirt/in und Tierwirt/in zu technischen Berufen wie der Fachkraft Agrarservice, den milchwirtschaftlichen Berufen und dem/der Pflanzentechnolog/in. Großen Zulauf hat die Ausbildung zur/zum Pferdewirt/in, daneben sind noch die Hauswirtschaft, der/die Fischwirt/in, der/die Revierjäger/in, der/die Winzer/in und der/die Brenner/in zu nennen.

Ich möchte mich mit Ihnen heute insbesondere über den Beruf Landwirtin/Landwirt unterhalten. Können Sie einen groben Überblick geben, welche Möglichkeiten es in der Landwirtschaft gibt, über eine Ausbildung und bzw. oder ein Studium Fuß zu fassen?

Der Beruf des Landwirts/der Landwirtin ist sehr facettenreich und komplex. Die Erstausbildung umfasst vor allem fundierte Kenntnisse in der Tier- und Pflanzenproduktion. Die Übergangsquote in eine Fortbildung z.B. als Meister oder Meisterin, an eine Fachschule oder eine Hochschule ist hoch. Hier werden Produktionskenntnisse vertieft und zusätzlich betriebswirtschaftliches Wissen und Führungskompetenz erworben.

Welche Abschlüsse sind besonders gefragt? Wie ist der Übergang von der Ausbildung in den Arbeitsmarkt?

Nach meinem Eindruck werden in Betrieben überwiegend Landwirtschaftsmeister/innen, staatlich geprüfte Agrarbetriebswirte/innen oder Hochschulabsolventen (Bachelor/Master) eingestellt. In Betrieben mit Fremdarbeitskräftebedarf gibt es einen natürlichen Übergang aus der Aus- und Fortbildung in eine Anstellung. Viele Erstkontakte gehen über persönliche Ansprache, in der Nachbarschaft oder im Dorf kennt man sich. Überwiegend sind es aber klassische Wege wie Stellenportale, Fachzeitschriften oder auch Vermittlungsagenturen und soziale Medien, in denen Anbietende und Suchende zusammenfinden.

Gibt es in der Landwirtschaft ein Fachkräfteproblem? Was sind besondere Herausforderungen?

Die Ausbildungszahlen im Beruf Landwirt/in sind deutschlandweit relativ stabil, so dass eigentlich genügend gut aus- und fortgebildete Fachkräfte zur Verfügung stehen. Trotzdem wird auch in der Landwirtschaft ein Fachkräfteproblem bekräftigt. Probleme können bei landwirtschaftlichen Betrieben aufgrund der nicht immer einfachen Einkommenssituation die Entlohnung sein oder die nicht für alle so attraktiven Arbeitszeiten. Diese sind naturbedingt nicht von „nine to five“, schon gar nicht bei tierhaltenden Betrieben oder in der Ernte. So suchen sich dann doch einige nach erfolgreicher Abschluss- oder Fortbildungsprüfung einen kalkulierbaren Job außerhalb der Landwirtschaft. Ob diese Tätigkeiten immer Aspekte wie Arbeiten im Freien, mit Tieren und in der Natur ersetzen können, muss man für sich klären, aber es gibt ja Alternativen: Im vor- und nachgelagerten Bereich, z.B. in der Futtermittelbranche, bei Tierzuchtverbänden, bei Behörden, Banken und Versicherungen usw. sind landwirtschaftliche Absolventen aufgrund ihres breiten Fachwissens gern gesehen.

Was hat sich in der Ausbildung in den letzten Jahren geändert? Spielen Klimawandel und Digitalisierung eine Rolle?

Die Ausbildungsordnung zum Landwirt/zur Landwirtin befindet sich gerade in einem Neuordnungsprozess. Allerdings hat man festgestellt, dass die aktuelle Ausbildungsordnung, obwohl schon fast 30 Jahre alt, noch immer die wesentlichen Ausbildungsinhalte gut beschreibt. Der Klimawandel mag sich auf die Art der Bodenbearbeitung, den Aussaat- und Erntezeitpunkt auswirken, die Grundanforderungen an das Handwerkszeug eines Landwirts/einer Landwirtin bleiben jedoch die gleichen. Düngung und Pflanzenschutz hat es schon immer gegeben, Art und Umfang verändern sich, trotzdem muss auch hier das Grundverständnis über Wirkungsweisen weiterhin erworben werden. Mit der Neuordnung werden vor allem Aspekte der Digitalisierung und Öffentlichkeitsarbeit betont. Die Digitalisierung hilft, Ressourcen zu schonen und klimafreundlicher zu arbeiten, da gibt es bereits sehr viele Möglichkeiten im Pflanzenbau. Und man ist sich bewusst, dass man Kritik, die berechtigt sein mag, aber auch auf Unwissen oder Halbwissen basieren kann, besser im Dialog begegnet, als Gräben zu bilden. Wie heißt es so schön: es gibt nur eine Welt, und um die müssen sich Produzenten und Konsumenten gleichermaßen kümmern.

Vielen Dank, Frau Wagener!

Berufsausbildung zum Landwirt: https://www.landwirtschaftskammer.de/bildung/landwirt/index.htm
Informationen zu allen „grünen“ Berufen: https://www.landwirtschaftskammer.de/bildung/index.htm

(c) Foto: 123rf.com

 

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