Wenn sich Azubis auf den Weg in die Schulen machen und Gleichaltrigen dort etwas über ihren Job erzählen, kommt das gut an. Robert Schweizog von IHK NRW berichtet im Gespräch von den Erfahrungen mit Ausbildungsbotschafter*innen. Und er hat eine Botschaft: Ausbildung lohnt sich!
Herr Schweizog, seit sechs Jahren besuchen Ausbildungsbotschafter*innen Schulen in NRW, wie sieht Ihre Bilanz aus?
Die Ausbildungsbotschafter haben Berufsorientierung auf ein neues Level gehoben. Zielgruppengerechter als Azubis selbst kann niemand in Schulen für die Ausbildung werben. Der Erfolg spricht für sich.
Wie wird man Ausbildungsbotschafter?
Ich versuche eine Zusammenfassung, also: Unternehmen melden ihrer IHK oder der Handwerkskammer Auszubildende, die sie für geeignet halten. Dafür müssen sie in der Regel für zwei bis drei schulische Einsätze im Jahr sowie für eine halbtägige IHK-Schulung freigestellt werden. Danach übernehmen die sogenannten Bildungslotsen in den Kammern. Sie schulen die Azubis und Azubinen und zeigen ihnen, auf was sie beim Schulbesuch zu achten haben.
Zum Schulbesuch kommt es dann aber erst, wenn Schulen mit der Kammer Kontakt aufnehmen und die Ausbildungsbotschafter anfordern.
So ist es. Wir warten aber nicht, bis Schulen und Betriebe von sich aus auf uns zukommen. Auf beiden Seiten kennt schließlich längst nicht jeder das Projekt. Deshalb gehen wir auch proaktiv auf Unternehmen und Schulen zu und laden sie zur Teilnahme ein. Da wir Kammern aktiv für das Projekt werben, gelingt es uns durchaus, ein breites Spektrum an Ausbildungsberufen abzubilden. Aktuell befinden sich NRW-weit über 2.000 Ausbildungsbotschafter*innen im Einsatz für die berufliche Ausbildung.
Nach welchen Kriterien fordern die Schulen in der Regel die Ausbildungsbotschafter an? Welche Berufe sind hier besonders gefragt?
Das ist abhängig von der Schulform. Es gibt Berufe, die bei Gymnasiasten besonders gefragt sind – für die mitunter auch eine Hochschulreife von den Betrieben erwartet wird – beispielsweise bei den Industriekaufleuten. An Hauptschulen hingegen sind Einsätze von Fachkräften für Lagerlogistik oder Köchen und Köchinnen gerne gesehen. Schulen sind gut beraten, sich daran zu orientieren, welche Berufe für ihre Absolventen besonders gefragt sind.
Ihr Dachverband, der DIHK, schrieb neulich: “Es ist ein Trugschluss zu glauben, dass nur das Abitur optimal auf eine erfolgreiche Berufstätigkeit vorbereitet.” Und beschreibt in einem Papier die Folgen für die Wirtschaft, wenn immer weniger junge Menschen eine Lehre beginnen und stattdessen immer mehr Schulabgänger studieren. Wo klemmt es Ihrer Meinung nach? Sind vielleicht die Gehälter in der Ausbildungszeit zu unattraktiv?
Die durchschnittliche tarifliche Ausbildungsvergütung für Azubis im IHK-Bereich in Westdeutschland liegt bei über 1.000 Euro. Können Sie mir weltweit ein Beispiel nennen, wo man in der Ausbildung annähernd so viel Geld verdient? Ich bin da beim DIHK. Wir beobachten einen Trend dahingehend, dass junge Menschen nach immer höheren Abschlüssen streben. Oft erwarten Eltern und Gesellschaft das von den Kindern. Ob das sinnvoll ist, lasse ich einmal dahingestellt. Der Arbeitsmarkt ist darauf in jedem Fall nicht darauf ausgerichtet, Enttäuschungen sind also vorprogrammiert.
Was sagen Sie also denjenigen, die noch überlegen?
Meine klare Botschaft an sie ist: Auch die berufliche Bildung führt bis auf das Master-Niveau. Nach der Ausbildung muss man dafür aber am Ball bleiben und seinen Bachelor bzw. Master Professional mit Hilfe der Höheren Berufsbildung machen.
Ob Besuche an den Schulen, ob Schulpraktika oder ob Ausbildungsbotschafter – ein enger Kontakt zwischen Unternehmen und Schulen lohnt sich. Welchen Rat geben Sie also den StuBOs in NRW, wenn sie aktiv auf Unternehmen zugehen möchten? Und was können die IHKs tun, um den Beratungslehrern an den Schulen Kontakte zu Unternehmen zu vermitteln?
Auf unserer Homepage haben wir unter www.ihk.de/berufsorientierung eine Vielzahl von Projekten zur Berufsorientierung für Jugendliche und auch Lehrkräfte zusammengestellt. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass dort nichts dabei ist: Rufen Sie gerne einmal bei Ihrer IHK vor Ort an. Die Kollegen freuen sich, wenn sie helfen können.
Vielen Dank, Herr Schweizog, für das Gespräch!
Foto: Copyright IHK NRW