Findige Menschen übertrugen das Konzept des Datings irgendwann auf die Ausbildungsplatzsuche, einer von ihnen ist Michael Arth von der IHK Aachen. Wir haben uns mit ihm darüber unterhalten, warum das Konzept auch bei der Traumberuf-Suche funktioniert.
Herr Arth, seit bald 12 Jahren gibt es das Azubi-Speed-Dating der IHK Aachen, nicht schlecht!
Ja! In der Tat kann nach 12 Jahren Azubi-Speed-Dating schon fast von Tradition gesprochen werden. Ausbildungsplatzsuchende haben hier die Möglichkeit, schnell und unkompliziert direkt mit Ausbildungsbetrieben zu sprechen und das ohne vorherige schriftliche Bewerbung. Jugendliche tun sich manchmal schwer, ihre Motivation und ihr Interesse für einen Beruf schriftlich zu formulieren. Beim Azubi-Speed-Dating im direkten Gespräch fällt dies oft leichter. Das ist auch etwas, was mir die teilnehmenden Unternehmen zurückmelden. Manche Jugendliche wären in einem schriftlichen Bewerbungsverfahren gescheitert, konnten aber im direkten Gespräch überzeugen.
Welche Vorteile ergeben sich für die Ausbildungsbetriebe?
Für unsere Ausbildungsbetriebe bietet das Azubi-Speed-Dating die Möglichkeit, in komprimierter Form viele Bewerbungsgespräche zu führen. Der Aufwand, im Vorfeld Bewerbungsmappen zu sichten und einzelne Termine zu koordinieren, entfällt. Besonders interessant für die Unternehmen: Ob Motivation und Interesse zum Beruf und zum Unternehmen passen, dazu reichen die 10 Minuten Gesprächszeit normalerweise aus.
Bleibt denn noch genug Zeit, dass sich das Unternehmen vorstellt? Es muss ja für beide Seiten passen.
Es ist ein Geben und Nehmen. Wir machen den Unternehmen keine Vorschriften, was die Gesprächsführung betrifft. In fast allen Gesprächen gibt es einen regen Austausch zwischen den jungen Menschen und den Unternehmen. Ich habe in den vielen Jahren noch von keinem Gespräch gehört, das in Form einer reinen Befragung abgelaufen wäre. Das wäre aus meiner Sicht auch kontraproduktiv.
Bei Karriere-Events sind Unternehmen oder auch Hochschulen in der Regel ganz zufrieden mit der Teilnahme, wenn es genügend Gespräche vor Ort gab. Erhalten Sie auch Rückmeldungen, ob es nach dem Azubi-Speed-Dating tatsächlich zu Ausbildungsverträgen kam? Denn darauf kommt es ja an.
Eine Erfolgsgarantie können wir natürlich keinem Unternehmen und auch keinem Jugendlichen geben. Viele Unternehmen nehmen seit 2012 regelmäßig teil. Die Akzeptanz der Veranstaltung über viele Jahre bestätigt den Erfolg des Veranstaltungsformats. Wir befragen auch die Betriebe im Anschluss an die Veranstaltungen. Im Durchschnitt laden sie mindestens eine Bewerberin oder einen Bewerber zu weiterführenden Gesprächen oder bereits zu Praktika ein.
Nochmal eine Frage zum Format. Sich bei einem Unternehmen und fremden Menschen mal eben in 10 Minuten präsentieren zu müssen, während nebenan vielleicht die Kumpels aus der Schule mithören können, kann ja anstrengend sein. Wie bereitet man sich als Schülerin oder Schüler entsprechend vor, damit man das nicht nur locker durchsteht, sondern auch mehrere Gespräche führen kann?
Das Allerwichtigste ist, dass die Jugendlichen genau wissen, was sie wollen. Sie sollten zeigen, dass sie sich mit dem gewünschten Beruf auseinandergesetzt haben und ihre Motivation verdeutlichen. Wichtig ist auch, sich über den Ausbildungsbetrieb zu informieren, mit dem man das Gespräch führt. Daraus ergibt sich auch die ein oder andere Frage an den Ausbildungsbetrieb. Hat man sich im Vorfeld gut vorbereitet, steht einem erfolgreichen Bewerbungsgespräch beim Azubi-Speed-Dating eigentlich nichts entgegen.
Gibt es denn schon neue Termine?
Gemeinsam mit unseren Projektpartnern, der Agentur für Arbeit Aachen-Düren und Euskirchen sowie dem Kreis Euskirchen, planen wir im ersten Quartal 2022 vier Veranstaltungen. Diese werden in den Regionen Aachen, Düren, Euskirchen und Heinsberg angeboten.
Vielen Dank, Herr Arth, für das Gespräch!