Wie ist das, wenn man von jetzt auf gleich nicht mehr arbeiten darf? Auch Messeveranstalter haben das erlebt, im Frühjahr 2020 war plötzlich Schluss. Jetzt stehen die Zeichen auf Normalisierung und es kann wieder losgehen. Darauf freut sich auch Saskia Thurm, sie ist Geschäftsbereichsleiterin Jobmesse bei stellenanzeigen.de
Frau Thurm, als wir uns lange vor Corona einmal unterhielten, ging bei Ihnen als Veranstalterin des Karrieretages richtig die Post ab. Immer mehr Standorte, immer mehr Aussteller und Besucher. Dann kam die Pandemie. Was passierte in Ihren Büros, als klar wurde, dass es Messen erst einmal nicht mehr geben wird? Wie muss man sich das vorstellen?
Wir waren im Februar 2020 schon mitten in den Vorbereitungen für die ersten Veranstaltungen des Jahres. Als dann die Pandemielage immer klarer wurde, ging es für uns auf einmal sehr schnell und alles wurde auf Null heruntergefahren. Wir mussten sogar zwei unserer Messen zwei Tage vor Durchführung kurzfristig absagen. Da hingen bereits sämtliche Plakate und alle Aussteller hatten ihre Vorbereitungen getroffen. Sogar Besucher, die die Absage nicht erreicht hat, standen am Veranstaltungstag vor verschlossener Tür und wurden überrascht. Es war irgendwie eine surreale und für uns sehr fordernde Zeit, weil jegliche Planungssicherheit verloren ging.
Blicken wir in die Zukunft! Sie bieten in zahlreichen Städten Deutschlands den Karrieretag an, allein in NRW sind es sieben Standorte. Welche Rolle spielen Schülerinnen und Schüler in Ihrem Besuchermarketing? Sind die auf den Messen überhaupt willkommen oder sprechen Sie eher Arbeitnehmer an, die an einen Wechsel im Job denken?
Grundsätzlich sind die Karrieretage generalistisch ausgerichtete Jobmessen: ob Fach- und Führungskräfte, Schüler, Absolventen, Quer- und Wiedereinsteiger oder Young Professionals, auf den Karrieretagen findet jeder seinen neuen Job. Unsere Aussteller geben uns mit ihrer Anmeldung an, welche dieser Zielgruppen jeweils für sie relevant sind und genau darauf stimmen wir unseren Marketing-Mix ab. Die Suche nach Azubis spielt dabei eine immer größere Rolle. Viele unserer Aussteller kommen aus dem Mittelstand und haben nicht die Ressourcen, um sich auf mehr als einer Jobmesse zu präsentieren. Darum erwarten sie bei uns, alle ihre offenen Positionen, egal in welchem Bereich, zu besetzen.
Angenommen, Sie wären noch einmal 17 und Ihre Schule würde den Besuch einer Orientierungsmesse einplanen. Welche ganz konkrete Besuchsstrategie empfehlen Sie Schülern für den Messebesuch?
Vorbereitung ist tatsächlich das A und O. Jobmessen sind groß und unübersichtlich, darum ist man umso erfolgreicher, je gezielter man die Aussteller, die spannend sind, ansteuern kann. So veröffentlichen wir zum Beispiel jeden Aussteller mit Beschreibung und Link zur Homepage auf unserer Webseite und stellen das Messeprogrammheft mit Hallenplan vorab zum Download zur Verfügung. Das sollte man nutzen und sich eine Liste der interessanten Unternehmen machen. Auch die Gespräche mit den Firmenvertretern sollte man vorher üben. Aber natürlich auch überlegen, was man selbst von den Firmen wissen möchte um entscheiden zu können, ob man dort seinen Berufsweg beginnen will.
Dann gibt es ja auch auf Ihren Messen ein Vortragsprogramm. Gibt es da in der Regel auch Angebote für Schülerinnen und Schüler?
Grundsätzlich sind viele unserer Vortragsthemen für alle Besucher interessant, die sich mit den Themen Bewerben und Vorstellungsgespräche beschäftigen, weil ja doch alle irgendwie vor den gleichen Fragen stehen. Wie muss der Lebenslauf aufgebaut sein? Muss ich ein Foto mitschicken? Was schreibe ich in das Anschreiben? Da spielt es oft keine Rolle, ob ein Schüler das zum ersten Mal macht oder ein berufserfahrener Besucher nach vielleicht vielen Jahren im gleichen Job nun vor dieser Herausforderung steht. Aber zusätzlich bieten wir Schülern auf vielen unserer Veranstaltungen zusätzlich speziell auf diese Zielgruppe zugeschnittene Vorträge an, wie z.B. aktuell den Vortrag „Schulabschluss – und dann?“.
Können sich StuBos konkret an Ihr Büro wenden, wenn man Hilfe bei der Vorbereitung braucht?
Natürlich können sich alle Besucher immer mit ihren Fragen an uns wenden. Am einfachsten und schnellsten geht das per E-Mail.
Vielen Dank, Frau Thurm, für das Gespräch und viel Erfolg bei Ihren nächsten Veranstaltungen!