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Arbeitgeberattraktivität
„Wichtig sind regelmäßige Feedback-Gespräche mit den Azubis“

Was lassen sich Unternehmen einfallen, um mehr Bewerbungen für ihre Ausbildungsplätze zu bekommen? Wie präsentieren sie ihre Firma, ihre Produkte und Dienstleistungen und vor allem wie ihre Ausbildungsangebote? Einer, der es wissen müsste, ist Florian Kaiser, er ist Leiter der Abteilung Berufliche Ausbildung bei der IHK für München und Oberbayern.

Herr Kaiser, in einem Interview mit dem „Handelsblatt“ sagten Sie im Herbst, ein Grund für Ausbildungsabbrüche sei, dass bei der Berufswahl oft Vorstellung und Realität über einen Beruf auseinanderklaffen. Was erleben Sie in den Unternehmen an Bemühungen, um genau das zu verhindern?

Für viele Ausbildungsbetriebe wird es immer wichtiger, dass sie bereits vor dem Ausbildungsstart einen persönlichen Kontakt zu ihrem künftigen Azubi geknüpft haben. Das heißt konkret, man kennt sich im Idealfall schon aus einem Praktikum. Oder die Schülerin beziehungsweise der Schüler waren schon irgendwie mal in Tuchfühlung mit dem Unternehmen, sei es über private Kontakte oder man hat sich miteinander auf einer Betriebsführung, einem Infoabend, auf einer Ausbildungsmesse ausgetauscht.

Es wäre ja nun ein Einfaches für eine IHK, Best Practice-Beispiele zu finden und die Erfahrungen anderen Unternehmen zur Verfügung zu stellen, oder nicht?

Hier sind unsere Bildungsberater die entscheidenden Multiplikatoren. Sie beraten unsere Ausbildungsbetriebe und tragen Best-Practice-Beispiele weiter. Sie vermitteln auch zwischen den Ausbildungsbetrieben, damit sie sich direkt austauschen können. Eine wichtige Austauschplattform ist in Bayern auf jeden Fall das Netzwerk SchuleWirtschaft. Weiterhin organisieren wir neben den klassischen Ausbildungsmessen auch eine Vielzahl anderer Projekte und Initiativen, bei denen Schülerinnen und Schüler mit Unternehmen in Kontakt treten können. Im kommenden Juli dreht sich beispielsweise erstmalig an zwei Tagen das IHK Azubi-Riesenrad im Münchner Werksviertel. Ausbildungsbetriebe werden in den Gondeln interessierten Jugendlichen ihre Ausbildungsplätze vorstellen. Die Jugendlichen können ihre Fragen loswerden und bekommen hoffentlich Lust, sich das eine oder andere Unternehmen in einem Praktikum näher anzuschauen oder sich dort für eine Ausbildung zu bewerben.

Die wichtigsten Gründe für einen Ausbildungsabbruch sind mangelnde Kommunikation und Konflikte mit Ausbildungsverantwortlichen. Was hat sich nach Ihren Erfahrungen hier inzwischen getan? Was machen Unternehmen, um Konflikte zu verhindern?

Zunächst muss man sagen: Eine Ausbildung ist nicht jeden Tag eitel Sonnenschein, genauso wenig wie später auch der Alltag im Job. Konflikte gehören schon auch dazu und aus ihnen kann man durchaus lernen. Es wird aber mittlerweile offener und auch offensiver mit solchen Krisensituationen umgegangen und sie werden nicht von vornherein ausgeblendet. Das heißt, viele Betriebe stellen ihren Azubis vom Tag 1 an einen direkten Kontakt zur Seite, an den sie sich in Konfliktsituationen wenden können. Im Idealfall gibt es ein Mentoring-Programm durch Azubis im dritten Lehrjahr, aber das können natürlich kleine Ausbildungsbetriebe nicht stemmen. Noch wichtiger sind aus meiner Sicht regelmäßige Feedback-Gespräche mit den Azubis und das möglichst frühzeitig. Wenn die Ausbildung im Herbst begonnen hat, unbedingt noch vor Weihnachten!

Das Schwierige für Schulabgänger:innen ist ja jetzt, Unternehmen mit derart fortschrittlichen Strukturen im Ausbildungsbereich zu finden. Was raten Sie Unternehmen, die mit ihren Ausbildungsangeboten sichtbarer werden möchten?

Gehen Sie an die Schulen! Da sitzt Ihre Zielgruppe und kann Ihnen nicht ausweichen (lacht). Spaß beiseite! Es gibt inzwischen so viele Möglichkeiten, um mit Schülerinnen und Schülern abseits von Schulinfoabenden oder Ausbildungsmessen ins Gespräch zu kommen. In Oberbayern sind wir mit den IHK Ausbildungsscouts sehr erfolgreich. Betriebe lassen ihre Azubis von uns in einem eintägigen Seminar schulen. Anschließend vermitteln wir sie an Schulen in ihrem jeweiligen Landkreis, wo sie in den höheren Klassen ihre Berufe und ihren Ausbildungsalltag vorstellen. Da reden die jungen Leute auf Augenhöhe miteinander! Vielleicht gibt es ähnliche Initiativen auch in Ihrer Nähe. Oder die IHK-Bildungspartnerschaften! Auch eine Erfolgsstory. Hier vermitteln wir nachhaltige Kooperationen zwischen Ausbildungsbetrieben und Schulen vor Ort und unterstützen bei der Entwicklung eines Konzepts, wie die Betriebe über ein Schuljahr hinweg immer wieder in der Partnerschule mit den Schülern in Kontakt kommen. Eingeschlossen sind hierbei oft auch Lehrerpraktika in dem Betrieb, damit die Lehrer ihre Schüler in der Berufsorientierung authentischer beraten können. Es lohnt sich also, die Augen offen zu halten und bei den regionalen IHKs nachzufragen, was es für konkrete Initiativen gibt.

Vielen Dank für das Gespräch!

www.ihk-muenchen.de/de/

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