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Rohr-, Kanal- und Industrieservice
„Wir müssen immer miteinander reden“

Andrej arbeitet seit elf Jahren im Kanalbetrieb der Stadtentwässerung Reutlingen (SER). Im Interview mit BO[plus] erklärt er, was er an seinem Job mag, wie es im Kanal wirklich riecht und warum der Beruf so wichtig ist.

Andrej, was macht ein Kanalarbeiter?

Kanalarbeiter, offiziell „Fachkräfte für Rohr-, Kanal- und Industrieservice“, kümmern sich um das Rohrkanalnetz, von der Hausanschlussleitung bis zum Klärwerk. Unsere Hauptaufgabe ist dabei die Reinigung der Kanäle mit Hochdruckspülfahrzeugen. Das sind große LKWs, die wir von außen steuern können. Wir reinigen aber nicht nur, sondern überprüfen auch den Zustand der Kanäle. Auch hier kriegen wir technische Unterstützung: Wir nutzen kleine ferngesteuerte Kameraroboter, um nach Schäden zu suchen.

Was muss ein Kanalarbeiter können?

Teamfähigkeit hat bei uns oberste Priorität. Wir sind nie allein unterwegs. Für den stillen Einzelgänger ist das der falsche Job, denn wir müssen immer miteinander reden. Manche Kanäle da unten sind zehn Meter tief unter der Straße und der Einstieg ist mit großen Gefahren verbunden. Wir müssen uns zu hundert Prozent aufeinander verlassen können.

Wie kamen Sie auf die Idee, in diesem Bereich eine Ausbildung zu machen?

Ich hatte in der Schule eine super engagierte Lehrerin, die sich sehr um die Berufsorientierung gekümmert hat. Sie hat uns die Stadtentwässerung als Arbeitgeber vorgeschlagen, aus Neugierde habe ich mich da beworben und wurde als Auszubildender eingestellt. Jetzt bin ich seit elf Jahren dabei und fühle mich sehr wohl. Besonders mag ich das Betriebsklima und die abwechslungsreiche Arbeit, da man im ganzen Stadtgebiet unterwegs ist.

Was sind die Vorteile Ihres Berufs?

Ich mag die geregelten Arbeitszeiten. Wenn ich nachmittags nach Hause gehe – habe ich frei! Und ich bin umweltbewusster geworden. Ich kriege jetzt mit, was die Leute ins Klo werfen. Feuchttücher sind zum Beispiel ein Riesenproblem. Die lösen sich nicht auf und verstopfen regelmäßig die Kanalisation.

Und welche sind die größten Herausforderungen?

Zum einen fällt es manchmal schwer, so früh aufzustehen. Man gewöhnt sich zwar an alles, aber die Arbeit beginnt nun mal täglich um 6.30 Uhr. Ich muss also früh raus aus dem Bett. Zum anderen ist unser Kanalnetz 600 Kilometer lang. Da warten immer wieder knifflige Probleme. Wir begegnen natürlich auch Ratten im Kanal und bekämpfen sie mit Giftködern. Natürlich müssen wir aufpassen, nicht gebissen zu werden, denn sie übertragen gefährliche Krankheiten. Aber meistens haben die Tiere mehr Angst vor uns als wir vor denen und hauen schnell ab.

Jetzt die wichtigste Frage zum Schluss: Wie riecht es im Kanal wirklich?

Das Kanalnetz ist sehr gut belüftet und das Wasser fließt durchgehend. Natürlich riecht ein Kanal leicht muffig, aber schlimm finde ich das nicht. Ich nehme den Geruch übrigens auch nicht mit nach Hause, das ist ein absolutes Vorurteil. Wir steigen immer mit unserer Schutzausrüstung runter, also mit Einweganzügen, Gummistiefeln, Handschuhen, Maske und Helm. Dann duschen wir am Arbeitsplatz. Das zählt sogar zur Arbeitszeit. Ich finde aber die Frage der Arbeitsplatzsicherheit noch viel wichtiger: Das Kanalnetz in Deutschland ist fast 600.000 Kilometer lang – uns geht die Arbeit also nie aus, denn das komplette Netz muss regelmäßig gereinigt, geprüft und letztlich erhalten werden.

Weitere Informationen zum Beruf und ein Video zu Ausbildungsberuf unter:
https://www.wasser-allesklar.de/ausbildung/umwelt-natur/ut_rohrleitungsnetze-industrieanlagen/


Und noch ein Hinweis: Ab Herbst 2024 wird es eine Neubezeichnung des Ausbildungsberufes geben – und zwar Umwelttechnologe / Umwelttechnologin für Rohrleitungsnetze und Industrieanlagen

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