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Videos im Azubimarketing
„Es spricht viel dafür, mit dem Handy zu drehen“

Wie spricht man Jugendliche am besten an, um bei ihnen Interesse für eine bestimmte Ausbildung oder einen Studiengang zu wecken? Ob Anzeigen, Ausbildungsmessen oder Social Media – alle Kanäle haben Stärken und Schwächen. Daher verwundert es nicht, dass Videos im Azubimarketing eine immer wichtigere Rolle spielen. Wir sprachen mit Susanne Hassepaß, sie ist Geschäftsführerin der Berliner Produktionsfirma feinFILM.

Frau Hassepaß, Ihre Produktionsfirma hilft Firmen, Recruiting-Videos herzustellen, doch produzieren Sie auch herkömmliche Werbefilme. Was sind die größten Unterschiede zwischen Recruiting und Produktwerbung, die Sie als Film-Profi beachten müssen?

Also interessant ist vor allem erst mal, dass die Unterschiede auf den ersten Blick gar nicht so groß sind. So wie Unternehmen Videos schon seit langer Zeit für die Kundengewinnung einsetzen, so bewähren sich Filme jetzt auch im Azubimarketing. Nämlich mit den besten Mitteln und Marketingmethoden, mit denen sich die Firmen als Arbeitgeber „verkaufen“ können an die zukünftigen Azubis. Klar ist auf jeden Fall: Menschen möchten am liebsten Menschen sehen, daher sind zum Beispiel Animationsvideos in diesem Bereich sehr selten die richtige Wahl.

Wie schwer war es für Sie herauszufinden, mit welchen Ausbildungsvideos Schüler: innen am meisten anfangen können? Auf was legen diese Wert? Und wie kamen Sie zu dieser Erkenntnis?

Wir kombinieren bei uns Videoproduktionen mit Performance Marketing, das heißt: Videos, die wir produzieren, schalten wir in datengetriebenen Kampagnen, die wir auswerten können. Und dann sehen wir natürlich ganz klar, welche Videos am besten funktionieren. Bis wohin werden sie geschaut? Werden sie auch weitergeleitet? Zahlen lügen nicht und man kann an ihnen ganz klar sehen, ob ein bestimmter Anfang eines Videos besser funktioniert als ein anderer. Und man kann dann daraus funktionierende Muster ableiten, die übertragbar sind. Deutlich wird übrigens auch, dass immer kürzere Videos gefragt sind. Vor 15 Jahren hatten wir 10-minütige Filme, dann waren 5-Minüter en vogue und inzwischen sind wir bei 20-60 Sekunden Videolänge angekommen.

Was kann ein Film kommenden Azubis oder Studierenden bieten, was eine Anzeige oder ein Stand auf einer Ausbildungsmesse eher nicht bieten kann? Wo liegen die Vorteile?

Ein Video kann zunächst einmal eine Stimmung rüberbringen, die man auf einer Messe oder mit Blocktext nicht erzeugen kann. Im Video kann ich mir meinen potenziellen Arbeitsplatz schon mal anschauen, ich erkenne die Werte des Unternehmens und ich kann sogar schon die künftigen Kolleg:innen und Chef:innen kennenlernen. Solche Videos geben eben ganz viel Sicherheit und Nebeninformationen, um den entscheidenden Schritt zu machen, sich bei genau diesem Unternehmen zu bewerben.

Junge Menschen nutzen Filme im Netz vor allem zur Unterhaltung. Wie leicht oder schwer ist es, ihre Aufmerksamkeit auch auf ernstere Themen mit Videos zu lenken?
Ernste Themen funktionieren genauso gut, wenn sie entweder wirklich ernst, emotional und eindringlich erzählt werden oder hey – warum sie nicht im Gegenteil mit Unterhaltung kombinieren? Ein starkes Arbeitgebervideo kann ruhig unterhaltend sein, schließlich möchte keine Schulabgänger:in den Spruch „Jetzt beginnt der Ernst des Lebens“ hören.

Nun werden Sie mit teuren Kameras arbeiten, die sich der Mittelständler oft nicht wird leisten können und wollen. Spricht etwas dagegen, Azubi-Videos mit einem guten Handy zu drehen? Und wenn ja: Was muss ich dabei beachten?

Nein, es spricht sogar viel dafür, mit dem Handy zu drehen! Große, schwere Kameras entspringen noch alten Klischees. Viel wichtiger ist es, mit einem Smartphone eine solide Bildgestaltung einzurichten. Schiefe Horizonte, unterbelichtete Gesichter und verwackelte Bilder gehören immer noch zu den häufigen Anfängerfehlern. Wer das gemeistert hat, kann überlegen: Was macht meine Bilder ungewöhnlich oder besonders? Was will ich eigentlich sagen? Wie kann ich einen aufmerksamkeitsstarken Anfang finden? Wie erzähle ich pointiert und auf den Punkt und wie kann ich kreativ und humoristisch im Video arbeiten, ohne Fremdschämen zu erzeugen? Dieser schmale Grad zwischen allem ist am Ende das, was ein „nettes“ Video von einem viralen Hit unterscheidet.

Danke, Frau Hassepaß, für das Gespräch!

www.feinfilm.de

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