In Deutschland arbeiten derzeit knapp 300 Tausend Personen im Versicherungswesen. Diese Zahl hat sich in den letzten 30 Jahren nur wenig verändert, Versicherungen gehören einfach stabil zum Leben der Menschen. Wer sich also nach der Schule für eine Ausbildung bei einer Versicherung entscheidet, geht den sicheren Weg. Was macht die Branche sonst noch aus? Wir sprachen mit Ron Rodich vom Versicherungsverein Ostangler Brandgilde.
Herr Rodich, sie werden auf einer Party angesprochen und gebeten, die Vorteile Ihres Jobs zu nennen – was fällt Ihnen als erstes ein?
Ich denke der größte Vorteil des Jobs ist die Diversität, die er mit sich bringt. Egal ob Innen- oder Außendienst – jeder Tag ist anders. Von der älteren Dame bis hin zu jungen Menschen, die gerade erst volljährig geworden sind – der Kundenstamm und seine Lebenssituationen sind vielseitig. Langweilig wird es definitiv nie, es gibt immer genug zu tun. Auch die unterschiedlichen Sparten sorgen für Abwechslung im Beruf und es gibt immer aufs Neue Möglichkeiten, sich weiterzubilden. Die Bedürfnisse der Leute ändern sind stetig und somit auch unser Angebot.
Bei jungen Menschen hat das Versicherungswesen kein tolles Image. Handelt es sich um einen klassischen Fall von Unterschätzung? Was weiß man in der Regel nicht über die Arbeit bei einer Versicherung, was man unbedingt wissen sollte?
Die Versicherungsbranche ist leider immer noch negativ behaftet. Viele Menschen haben weiterhin die typische „Die wollen doch nur mein Geld“-Einstellung. Außerdem ist das klassische Bild von jemanden aus der Versicherungsbranche immer noch der Anzugträger, der versucht, einem etwas aufzuschwatzen. Mittlerweile ist der Beruf nicht mehr so „stocksteif“, wie er es vor Jahren noch war. Vieles ist lockerer geworden, der Umgang untereinander und mit dem Kundenstamm. Wir genießen das Vertrauen unserer Kunden und das wird nicht durch unnötige Beratungen erreicht. „Bedarfsgerechte Kundenbetreuung“ sind hier die Schlagwörter. Die Nähe zu den Kunden und zu verstehen, welche Versicherungen und welche Tarifoptionen für ihre Lebenssituation wirklich Sinn machen, stehen bei uns ganz oben auf der Agenda. Sollten manche Kunden kein Interesse an Beratungsgesprächen haben, steht es ihnen natürlich auch immer frei ihre Anträge ganz unkompliziert online einzureichen. Spätestens im Schadenfall oder bei einer Änderung der Lebensumstände freut man sich dann doch meistens, wenn man einen direkten Ansprechpartner hat, der einem hilft, die Situation zu meistern.
Gut versichert zu sein, beruhigt vielleicht. Richtig freuen wird man sich über eine Versicherung nur, wenn mal ein Schaden eintritt, also selten. Macht das die Suche nach neuen Auszubildenden auch etwas schwieriger?
Natürlich! Das immer noch teilweise negativ behaftete Image in Kombination mit den nicht greifbaren Dingen machen den Bereich der Versicherungen nicht gerade zur ersten Wahl bei jungen Menschen. Ja, glücklicherweise sind Schadenfällt eher die Ausnahme, aber wie schon gesagt, ist die Erleichterung und Dankbarkeit dann umso größer, wenn etwas geschieht und einem gut geholfen wird. Es passiert nicht gerade selten bei uns, dass sogar kleine Aufmerksamkeiten von Kunden, wie Schokolade oder Blumensträuße, nach erfolgreich abgewickelten Schadenfällen geliefert oder persönlich vorbeigebracht werden. Die größte Hürde für den Markt ist jedoch aktuell, dass sich immer mehr Leute dazu entscheiden zu studieren und dadurch ein Großteil der potentiellen Auszubildenden wegfällt, nicht nur in unserem Bereich.
Welche Versicherungssparte macht Ihnen in der Beratung am meisten Spaß?
Für mich hat sich das Thema Unfallversicherung als angenehme Überraschung entpuppt. Ich kann den genauen Grund meiner Faszination nicht nennen, aber ich empfinde es als sehr spannendes und wichtiges Thema, welches meiner Meinung nach bei vielen Leuten nicht die notwendige Priorität besitzt und oft gewaltig unterschätzt wird.
Vielen Dank für das Gespräch!