Es gibt Berufe, die nur wenige auf dem Schirm haben. Oft fehlt einem der Bezug und so weiß man einfach nicht, dass es den Beruf überhaupt gibt. Ein Beispiel aus der Justiz: Die 23-jährige Victoria Edelmann hat die Ausbildung als Justizfachangestellte erfolgreich absolviert. Wir trafen Sie zum Interview.
Frau Edelmann, wie kamen Sie auf die Idee, sich beruflich in Richtung Justiz zu orientieren? Kannten Sie den Beruf der Justizfachangestellten?
Nein, ich muss zugeben, dass ich den Beruf nicht kannte. Wann hat man als junger Mensch schon mal mit dem Gericht zu tun?! Nach meinem Abitur im Jahr 2017 war ich mir auch noch völlig unschlüssig, welchen beruflichen Weg ich einschlagen wollte. Eine Bekannte, die ihre Ausbildung als Justizfachangestellte bereits begonnen hatte, machte mich schließlich auf die Möglichkeit aufmerksam – mich hat das sofort interessiert.
Was empfehlen Sie aus heutiger Sicht Schüler:innen in der beruflichen Orientierungsphase?
Es bietet sich immer an, mit einem Schulpraktikum oder einem freiwilligen Praktikum während der Ferien in die verschiedenen Berufe, für die man sich interessiert, reinzuschnuppern. Während meiner Ausbildung hatten wir oft auch Schulklassen zu Besuch, die sich eine Gerichtsverhandlung angeschaut haben, das kann ich auch nur empfehlen. Denn so ein Ausflug ermöglicht einen spannenden ersten Einblick in die Tätigkeit einer Justizfachangestellten! Ich selbst hatte diese Möglichkeit während meiner Schulzeit leider nicht. Dabei gibt es für die Lehrkräfte sogar eine tolle Broschüre zur Vorbereitung des Gerichtsbesuchs, wie ich mittlerweile erfahren habe.
Was hat Ihnen an der Ausbildung so gut gefallen? Was ist das Besondere im Vergleich zu anderen Berufen?
Die Vielfältigkeit des Berufes ist sehr außergewöhnlich, das hat mich von Beginn an begeistert. Durch die Ausbildung habe ich einen Einblick in die verschiedenen Abteilungen und auch Instanzen der Justiz bekommen. So konnte ich die vielen verschiedenen Tätigkeitsbereiche kennenlernen und mir darüber klarwerden, in welchen Bereichen ich mir vorstellen kann, später einmal zu arbeiten. Und das Tolle ist: Man muss sich heute nicht für die Ewigkeit festlegen – wenn man mal etwas Neues ausprobieren will, bieten sich in der Justiz viele Möglichkeiten.
Sie haben Ihre Ausbildung im Jahr 2020 abgeschlossen. Gibt es für Sie jetzt Perspektiven für eine berufliche Weiterentwicklung?
Auf jeden Fall! Bereits im Jahr 2022 habe ich die laufbahnqualifizierende Zusatzausbildung und Prüfung für den mittleren Justizdienst absolviert. Nach einer viermonatigen vertiefenden Theorieausbildung und einer zusätzlichen Praxisausbildung von ca. zwei Monaten habe ich die Laufbahnbefähigung für den mittleren Justizdienst erworben und wurde auch zugleich verbeamtet. Das mag vielleicht angestaubt klingen, aber ich sehe viele persönliche Vorteile in der Verbeamtung. Nach einer weiteren Erprobungszeit strebe ich nun sogar den Aufstieg in den gehobenen Justizdienst an.
Was sollte man an Interessen und Fähigkeiten mitbringen, um langfristig Spaß an der Tätigkeit zu haben?
Ganz klar: Ordentlich, organisiert, teamfähig aber auch offen für Neues sollte man sein. Die Justiz entwickelt sich immer weiter, so findet derzeit die Umstellung auf eine digitalisierte Verfahrensweise statt.
Danke für das Gespräch, Frau Edelmann!
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