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Ausbildungsakquisiteure in Paderborn
„Sie müssen für die duale Ausbildung brennen“

Es gibt zahlreiche staatliche Maßnahmen, mit denen Jugendlichen bei der Suche nach einer beruflichen Idee oder einem Ausbildungsplatz geholfen wird. Ein Beispiel dafür sind Ausbildungsakquisiteure. Sie gibt es in Bayern in mehreren Regierungsbezirken. Doch auch Paderborn setzt die „AQs“ seit nunmehr 25 Jahren erfolgreich ein. Wir fragten nach bei Landrat Christoph Rüther sowie bei Petra Kotthoff und Petra Münstermann vom Bildungs- und Integrationszentrum Kreis Paderborn.

Frau Kotthoff, was genau machen Ausbildungsakquisiteure?

Petra Kotthoff: Wir haben in unserem Kreis Paderborn 15 Akquisiteure und Akquisiteurinnen für Praktikum und duale Ausbildung. In jeder unserer 10 kreisangehörigen Kommunen ist jeweils ein Akquisiteur bzw. eine Akquisiteurin tätig. Sie unterstützen die Schülerinnen und Schüler der weiterführenden Schulen in der jeweiligen Kommune bei ihrer Suche nach einem geeigneten Ausbildungsplatz oder einem Praktikum. Sie unterstützen bei der Berufswahl oder dem Erstellen der Bewerbungsmappen, außerdem vermitteln sie zu passenden Betrieben und bereiten sie auf Vorstellungsgespräche vor. Kurzum: Sie begleiten den gesamten Prozess des Übergangs in die Berufswelt. Zusätzlich gibt seit Beginn des Flüchtlingszustroms 2016 fünf Akquisiteure und Akquisiteurinnen, die sich speziell um die Berufsorientierung der neuzugewanderten Jugendlichen in den internationalen Klassen der Berufskollegs und den Sprachschulen kümmern.

Petra Münstermann: Hinzu kommt, dass die Akquisiteure auch die Lehrkräfte an den Schulen unterstützen und ihnen offene Ausbildungsstellen mitteilen. Ihre Stärke ist, dass sie gewachsene Verbindungen zu den Betrieben nutzen. Sie halten und knüpfen Kontakte zu den örtlichen Betrieben, helfen aber auch neugegründeten Firmen bei der Ausbildungsplatzeinrichtung. Insgesamt akquirieren sie jährlich mehr als 200 zusätzliche Ausbildungsplätze. Insgesamt sind die Akquisiteure so ein wichtiger Mittler zwischen Schule und Betrieb.

Und warum gerade im Kreis Paderborn?

Christoph Rüther: Das Projekt der Akquisiteure besteht bereits seit fast 25 Jahren im Kreis Paderborn. Es ist in einer Zeit entstanden, in der es für Jugendliche zu wenig Ausbildungsplätze gab. Die Hauptaufgabe bestand damals darin, neue Ausbildungsplätze zu akquirieren, indem die Akquisiteurinnen und Akquisiteure regelmäßig die örtlichen Betriebe besuchten und sie ermutigten, weitere Ausbildungsplätze anzubieten. Dieses hatte großen Erfolg, da die Akquisiteure in den Kommunen bekannt waren und sich persönlich um die Betriebe kümmerten.

Die Zeiten haben sich aber geändert, jetzt haben die Unternehmen Probleme, genügend Azubis zu finden.

Christoph Rüther: Allerdings, im Laufe der Jahre hat sich die Aufgabe der Akquisiteure deutlich verändert. Mittlerweile stehen Beratung und Betreuung einzelner Jugendlicher und deren Eltern im Mittelpunkt, um auch die Attraktivität einer dualen Ausbildung deutlich zu machen. Mir als Landrat ist es einfach wichtig, den jungen Menschen bei uns eine gute berufliche Perspektive zu geben und gleichzeitig den Fachkräftebedarf in unseren Unternehmen zu decken. Deshalb koordiniert das Bildungs-und Integrationszentrum mit dem Sachgebiet Übergang Schule Beruf dieses Projekt.

Eigentlich müsste man inzwischen ja auch den Unternehmen Ausbildungsakquisiteure anbieten, oder nicht? Immer mehr Firmen kriegen ihre Stellen ja nicht besetzt.

Petra Münstermann: Genau, daher gehen mittlerweile die Unternehmen auf die Akquisiteure selbst zu, um ihnen ihre Ausbildungsangebote vorzustellen und Einblicke in ihr Unternehmen zu geben.

Welche Fähigkeiten muss man mitbringen, um als AQ erfolgreich zu sein?

Petra Kotthoff: Sie müssen Allrounder:in sein, ein Herz für Jugendliche haben und für das Thema duale Ausbildung brennen. Die Akquisiteure sind Menschen, die in den Kommunen sehr bekannt und verwurzelt sind, z.B. ehemalige Bürgermeister, Ehrenamtliche in der Integrationsarbeit, ehemalige und aktive Lehrkräfte, ehemalige Ausbilder in Industrie- und Handwerksbetrieben. Sie haben in fast allen Fällen eine berufliche Biografie, die mit einer dualen Ausbildung begonnen hat. Das macht sie zu glaubwürdigen, respektierten Gesprächspartnern sowohl bei Lehrkräften, Eltern, Jugendlichen als auch bei den Betrieben.
Frau Kotthoff, Frau Münstermann, Herr Landrat Rüther: Vielen Dank für das Gespräch!

https://www.bildungsregion-paderborn.de/biz/uebergang-schule-beruf/ausbildungsakquisiteure.php

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