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Ausbildungsbotschafter*innen
„Berufsorientierung funktioniert am besten besten mit Ausbildungsbotschaftern!“

Das RKW – das Rationalisierungs- und Innovationszentrum der Deutschen Wirtschaft e. V. – betreut seit 2024 das Thema Ausbildungsbotschafternetzwerke. Der Auftrag dazu kam von Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, das damit bestehende Initiativen bei HWKs, IHKs und anderen Akteuren zusammenbringen und die Gründung weiterer Initiativen anschieben wollte. Zum Projekt befragten wir Sonja Müller, sie leitet beim RKW in Eschborn den Bereich Fachkräftesicherung.

Frau Müller, die Idee, dass Azubis als Ausbildungsbotschafter in die Schulen gehen, hat sich durchgesetzt, das RKW stellt inzwischen online alle bekannten bundesweiten Initiativen vor. Welchen Vorteil bietet eine bundesweite Vernetzung und Vermarktung der Idee?

Als wir Anfang 2024 mit der bundesweiten Vernetzung starteten, merkten wir schnell: Sehr viele IHKs und HWKs bieten den Schulen bereits Ausbildungsbotschafter an. Manche engagieren sich seit über zehn Jahren und sind sehr professionell aufgestellt und erhalten teilweise auch finanzielle Förderung aus ihren Bundesländern, andere hatten erst vor kurzem begonnen. Manche haben nur sehr begrenzte Ressourcen – sowohl personell wie auch finanziell, andere sind sehr gut ausgestattet. Und natürlich läuft es in jeder Region etwas anders. Von daher fanden wir die Vernetzung sehr sinnvoll, weil die einzelnen Initiativen viel voneinander lernen können.

Im vergangenen Jahr kam es ja auch zu einem Treffen der zahlreichen Initiativen, bei dem Herausforderungen und Ziele diskutiert und definiert wurden. Welche Ideen gingen aus der Konferenz hervor?

Auf dem ersten Präsenztreffen im Juni 2024 stand das gegenseitige Kennenlernen der damals 60 Teilnehmenden im Vordergrund. Einige Initiativen stellten ihre Arbeit vor. Das sorgte schon mal für „Aha-Effekte“. Die Initiativen setzen das Thema ja durchaus unterschiedlich um: Manche nutzen nur Online-Formate, bei anderen sind die Ausbildungsbotschafter nicht nur in Schulen, sondern vor allem auf Messen. Einige schulen ihre Botschafter selbst, andere lassen das machen. In einem waren wir uns einig: Berufsorientierung funktioniert am besten besten mit Ausbildungsbotschaftern! Schnell merkten wir aber auch, dass es Herausforderungen bei fast allen gibt, etwa bei der Akquisition von Schulen. Hier zeigt sich, dass Gymnasien teilweise nicht so offen für die Berufsorientierung sind wie andere Schulen. Der Grund ist einfach: Sie gehen immer noch davon aus, ihre SchülerInnen für das Studium vorzubereiten. Dabei gibt es an Gymnasien eine große Zahl junger Menschen, die in einer Ausbildung eigentlich besser aufgehoben wären. Die zweite Herausforderung sind die Eltern. Erfahrungsgemäß wünschen sich die meisten, dass ihre Kinder studieren – obwohl teilweise sehr offensichtlich ist, dass der Nachwuchs nicht viel Freude am Lernen hat und bei einer handwerklichen Tätigkeit viel besser aufgehoben wäre. Diese Themen bearbeiten wir nun gemeinsam weiter.

Seit 2018 haben über 670 Unternehmen mit mehr als 2.000 Azubis aus mehr als 80 Regionen deutschlandweit an dem Projekt teilgenommen. Das ist ein Erfolgsprojekt, gibt es auch Schwierigkeiten?

Natürlich gibt es auch Herausforderungen. Einige Kammern würden den Schulen gerne Ausbildungsbotschafter anbieten, aber es mangelt ihnen an Personal und Geld für die Umsetzung. Am Ende muss jede Kammer für sich entscheiden, ob sie dem Thema nicht nur Bedeutung einräumt, sondern es auch mit den notwendigen Ressourcen ausstattet. Von den Initiativen hingegen wissen wir, dass die Resonanz der Schulen durchaus unterschiedlich ist. Manche engagieren sich begeistert und freuen sich, ihre SchülerInnen dadurch bei der Berufsorientierung unterstützen zu können. Andere sehen das Thema nicht als ihre Aufgabe an oder – und das muss man deutlich sagen – haben schlichtweg die Kapazitäten nicht. Die Schulen haben heutzutage so viele Aufgaben und so wenig Personal, dass sie solche „Extras“ einfach nicht mehr leisten können. Und schließlich die Firmen selbst: Zwar liegt der Mehrwert der Ausbildungsbotschafter*innen für alle Beteiligten eigentlich auf der Hand. Dennoch tun sich manche Betriebe schwer damit, wenn es dann ganz konkret um die Freistellung für einen Termin geht.

Das RKW beschäftigt sich seit Jahren mit der Digitalisierung in der Ausbildung, unter anderem im Rahmen des Projekts Digiscouts. Was steckt hinter diesem Projekt und wie ist der aktuelle Stand?

Im Projekt Digiscouts identifizieren Auszubildende eigenständig Digitalisierungspotenziale in ihren Unternehmen und setzen eine oder mehrere Ideen innerhalb von sechs Monaten eigenverantwortlich um. Dabei stehen vor allem die wirtschaftliche Sinnhaftigkeit und der Nutzen der Projektideen für das Ausbildungsunternehmen im Mittelpunkt. Die Azubi-Teams werden während der gesamten Projektphase von professionellen Coaches unterstützt und begleitet. Zudem erfolgt ein „Rollenwechsel“: Die Azubis werden zu „Expertinnen und Experten“, während die Geschäftsführung und Ausbildenden die Rolle der „Investierenden“ übernehmen. Der Vorteil für die Digiscouts ist eindeutig: Sie entwickeln durch das Projekt sowohl soziale als auch digitale Kompetenzen und lernen, ein Projekt systematisch umzusetzen – auch mit Unterstützung einer Projektmanagementplattform. Für die Unternehmen bringen Digitalisierungsprojekte neben wirtschaftlichen Vorteilen auch eine Verbesserung der Arbeitgeberattraktivität mit sich.

Vielen Dank für das Gespräch!

www.ausbildungsbotschafter.online

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