Anbieter im Gespräch: weltweiser
„Die USA haben ihren erheblichen Vorsprung in den letzten zehn Jahren eingebüßt“
Ob Schüleraustausch, Sprachkurse, Jugendreisen, Feriencamps, Work & Travel, Freiwilligenarbeit, Au-Pair, Gap Year Programme, Praktika oder Studium – auf Fragen rund um den Aufenthalt im Ausland ist die Firma weltweiser aus Bonn seit fast 25 Jahren spezialisiert. Ein etwas verfrühtes Jubiläums-Interview mit dem weltweiser-Gründer Thomas Terbeck.
Herr Terbeck, weltweiser bietet seit vielen Jahren Messen, Online-Seiten und auch Beratungen an – wie haben sich die Themen seit Gründung im Jahr 2000 geändert? Welche Trends in den 25 Jahren fielen wirklich auf?
Zunächst möchte ich die große Konstante hervorheben, nämlich das gleichbleibend hohe Interesse an aller Art von Programmen, die junge Menschen in die schöne weite Welt begleiten. Selbst Corona konnte das Bedürfnis vieler Schülerinnen und Schüler, Azubis und Studierender, ihren Horizont durch einen Auslandsaufenthalt erweitern zu wollen, nicht stoppen. Eher das Gegenteil ist der Fall – was mich natürlich freut. Als Trend kann man beim Schüleraustausch die steigenden Programmteilnehmerzahlen in Schulwahlprogrammen sehen, die vom gesamtgesellschaftlichen Bedürfnis nach persönlicher Kontrolle und Sicherheit getragen ist, hier in Form von mehr Einflussmöglichkeit auf die Platzierung in Bezug auf die Schule beziehungsweise die Gastfamilie.
Hat sich auch an den Zeiträumen etwas verändert, die man im Ausland verbringt?
Ja, in den letzten Jahren wurden vergleichsweise sehr viel mehr kürzere Programme von drei bis fünf Monaten gebucht, während vor 25 Jahren ein einjähriger Aufenthalt die Regel war. Ähnliche Entwicklungen kann man bei Freiwilligendiensten beobachten, wo es heutzutage auch ein großes Angebot an zwei- bis achtwöchigen Projekten gibt, die u.a. auch touristische Bedürfnisse befriedigen. Das gab es vor zwei Jahrzehnten in dieser Form nicht. Schließlich lässt sich ein steigendes Angebot an Programmen für Azubis feststellen, was aber sicherlich noch ausbaufähig ist, genauso wie die nicht selten dürftige finanzielle Förderung in allen Programmarten. Da hat sich in den letzten 25 Jahren leider viel zu wenig getan.
Und welche Zielländer stehen aktuell ganz hoch im Kurs?
Auch das muss man programmspezifisch sehen. Bei High-School-Programmen sind die USA weiterhin das Ziel Nr. 1, haben aber ihren erheblichen Vorsprung vor allen anderen Ländern in den letzten zehn Jahren aber eingebüßt, während die Zahlen für das Gastland Kanada überproportional gewachsen sind. In Europa hat – bedingt durch den Brexit – Irland mittlerweile England im Bereich des öffentlichen Schulprogramms überflügelt. Bei Work & Travel-Programmen sind Neuseeland & Australien seit vielen Jahren die Hauptdestinationen, beim Au-Pair-Programm ist neben einigen europäischen Hauptstädten vor allem die USA populär, bei Freiwilligendiensten stehen Afrika und Südamerika ganz oben in der Gunst und bei Sprachreisen liegen englischsprachige Ziele ganz weit vorne, allen voran Großbritannien.
Die Messe JuBi gibt es inzwischen an über 60 Standorten. Was kann eine Präsenz-Veranstaltung leisten, was online nicht so gut klappt?
Nach über 650 erfolgreich organisierten JugendBildungsmessen in Schulen und Event-Locations, aber auch rund 200 von uns veranstalteten virtuellen Online-JuBis, fällt mir die Antwort leicht: Das persönliche Face-to-Face Gespräch zwischen den jugendlichen Interessenten, ihren Eltern und Lehrern auf der einen Seite und den Bildungsexperten sowie ehemaligen Programmteilnehmern der Austausch- und Entsendeorganisationen auf der anderen Seite ist aus meiner Sicht der entscheidende Vorteil einer Präsenzmesse! Denn jenseits des reinen Informationsaustauschs geht es bei der Wahl des individuell richtigen Programms und Anbieters nicht zuletzt auch um das Bauchgefühl und die Frage, ob die Chemie stimmt.
Und das wird man über einen Video-Call in der Regel eher nicht herausfinden, oder?
Ganz genau. Darüber hinaus hat eine Präsenzmesse den weiteren großen Vorteil, dass man sich jenseits der gezielten Klärung der vorhandenen Fragen auch mal treiben lassen kann, also die Möglichkeit bekommt, bei Gesprächen anderer mit reinzuhören, nach links und rechts zu schauen – und so vielleicht nochmal ganz neue Ideen bekommt, die man ohne den Besuch und den persönlichen, realen Kontakt mit Menschen, die auch mal „aus dem Nähkästchen plaudern“, sonst nie bekommen hätte. Anders gesagt: Man kann sicherlich online einen Erstkontakt herstellen. Aber die finale Partnerwahl sollte aus guten Gründen erst nach dem persönlichen Face-to-Face-Kontakt erfolgen. So würde ich es auf jeden Fall tun!
Ihre Homepage weltweiser.de deckt alle Themen ab, dennoch gibt es daneben zahlreiche Homepages, die ein Spezialthema abdecken. Warum nicht alles unter einem Dach?
weltweiser.de hat aufgrund der Abdeckung fast aller Auslandsprogramme so eine inhaltliche Tiefe mit dem dadurch bedingten Umfang, dass man hier und da schon lange graben muss, um genau die Infos zu finden, die man benötigt. Da ist es durchaus zielführend, mit auf einzelne Programme oder Gastländer fokussierten Websites die Ratsuchenden niederschwelliger abzuholen und mit zielgerichteten Informationen zu versorgen.
In welche Richtung geht weltweiser in den nächsten 25 Jahren?
Wenn weltweiser auch in 25 Jahren als unabhängiger Bildungsberatungsdienst, der selbst keine Programme anbietet, Horizonte erweitert und Jugendlichen auf ihrem ganz persönlichen Weg in die Ferne bei der Entscheidung für das individuell am besten passende Programm hilft, wäre ich sehr glücklich.
Vielen Dank!