Wasser und Energie brauchen wir Menschen von heute wie die Luft zum Atmen. Daraus leitet sich ab, wie wichtig Ausbildungswege und Berufe sind, die mit diesen Themen zu tun haben. Hinzu kommt mittlerweile, dass der Klimawandel gerade an die Wasser- und Energieversorgung neue Ansprüche stellt, was für die Berufswelt eine spannende Entwicklung mitbringen könnte. Ist das so? Fragen an Stephan Tolkmitt vom Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches e. V. in Bonn.
Herr Tolkmitt, die Energie- und Wasserbranche sucht junge Menschen, für die eine Ausbildung oder ein duales Studium in Frage kommt. Welche Argumente sprechen ganz besonders für die Berufe, die Sie vertreten? Was ist da alles dabei?
Ich möchte gern drei Gründe hervorheben, die für die Wahl einer Berufskarriere in unserer Branche sprechen: Erstens: Man kann hier einen Beitrag leisten, die Energiewende zu schaffen und die Folgen des Klimawandels auf unsere Trinkwasserversorgung zu bewältigen. Zweitens: Die Berufe in unserer Branche bieten viele Weiterentwicklungsmöglichkeiten und sind damit keine Sackgasse. Und drittens: Insbesondere die Aufgaben in den technischen Bereichen der Energie- und Wasserversorgung sind enorm vielfältig und abwechslungsreich.
Was hat sich in den Berufen in den letzten Monaten und Jahren verändert? Welche Rolle hat dabei der Klimawandel gespielt und welche die politischen Beschlüsse in Berlin und in den Bundesländern?
Die beiden Megathemen in unserer Branche sind aktuell der Umstieg von Erdgas auf Wasserstoff sowie die Frage, wie wir in Deutschland bei einem Fortschreiten des Klimawandels dauerhaft die flächendeckende Versorgung mit gutem Trinkwasser sicherstellen können. Beides sind Themen, bei denen die Politik wichtige Rahmenbedingungen schafft und die neben Digitalisierung, Modernisierung von Prozessen und dem aktuellen Generationswechsel große Auswirkungen auf unsere Berufe haben.
Der klassische Monteur hat z.B. heute viel mehr Eigenverantwortung, moderne Arbeitsgeräte und Freiheitsgrade in der Ausgestaltung seiner Aufgaben. Die aktuell nachrückende Führungsebene arbeitet viel weniger hierarchisch als vielmehr partnerschaftlich. Die ganze Branche befindet sich in einem spannenden Veränderungsprozess, der jungen Menschen die Chance bietet, sich auf allen Ebenen wirksam einzubringen.
Nun gehe ich davon aus, dass die Bedeutung von Wasser und Energie für die Menschen mit sich führt, dass Jobs dort auch sehr sicher sind. Oder bringen die Veränderungen und die Hinwendung zu erneuerbaren Energien auch Unsicherheiten?
Eine zuverlässige Energie- und Wasserversorgung ist für unsere Gesellschaft unverzichtbar. Ohne gute und engagierte Mitarbeiter ist das nicht zu gewährleisten. Die Jobsicherheit ist damit insgesamt sicher sehr hoch. Zudem ist es so, dass unsere Branchenunternehmen sehr viel in die Entwicklung ihrer Mitarbeiter investieren. Z.B. ist es so, dass man als Anlagenmechaniker oder Fachkraft für Wasserversorgungstechnik – beides tolle und anspruchsvolle Berufe – in der Regel auch die Fortbildung zum Netz- oder Wassermeister bezahlt bekommt. Unsicherheiten aus der Energiewende sehe ich nicht. Die Branche setzt aktuell voll auf den Wasserstoffhochlauf. Die bestehenden Gasverteilungsnetze in Deutschland sind insgesamt in einem sehr guten technischen Zustand und für die Wasserstoffverteilung geeignet. Sie sind damit ein ganz wesentliches Element der Energiewende.
Welche Möglichkeit gibt es für Schulen, sich die Branchen einmal näher unter die Lupe zu nehmen?
Wir empfehlen, einfach einmal den Kontakt mit ihrem örtlichen Energie- und Wasserversorgungsunternehmen aufzunehmen. Die Bereitschaft, einmal – evtl. gemeinsam mit einem Auszubildenden – in die Schulen zu kommen, um die Berufe vorzustellen, sollte sehr hoch sein. Auch wir als Branchenverband stehen hier gern zur Verfügung. Eine wirklich gute Quelle für Informationen ist auch das von unseren Branchenverbänden getragene Web-Portal „Berufswelten Energie und Wasser“.
Vielen Dank, Herr Tolkmitt, für das Gespräch!