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BO-Coaching
„Das beste Coaching-Konzept bringt nicht viel, wenn es zu verkopft ist“

Der Coach Maximilian Hösl hilft Schüler: innen, ihre Stärken und dann die Ideen für eine berufliche Zukunft zu finden. Wir sprachen mit ihm über Strategien und Wege in der Berufsorientierung.

Herr Hösl, in einem YouTube-Video mit dem Titel „Warum wir Berufsorientierung verändern müssen“ üben Sie Kritik daran, wie Berufsfindungsprozesse angegangen werden. Warum?

Ich glaube, wir machen einiges falsch in der Berufsorientierung. Wir ballern Jugendliche mit vielen Informationen zu, doch sie haben kaum die Möglichkeit, sich erst mal selbst zu erkennen. Der erste Schritt in der Berufsorientierung ist der zur Selbsterkenntnis oder dem Herausfinden der eigenen Stärken, doch dazu kommt es ja oft gar nicht. Wenn ich mir meiner Selbst nicht bewusst bin, nutzen auch die ganzen Informationen nichts, weil ich sie für mich nicht bewerten kann. Es muss viel mehr um Fragen wie „Wer bin ich? Was kann ich? Was will ich?“ gehen. Danach kann ich aus der Vorstellung von unzähligen Ausbildungsberufen oder Uni-Anmeldefristen das Relevante für mich herausziehen. Wir brauchen an Schulen endlich Möglichkeiten, um sich tiefgründig mit sich selbst auseinanderzusetzen.

Die Masse an Möglichkeiten hat auch damit zu tun, dass wir in Deutschland eine starke Wirtschaft mit einem großen Mittelstand und außerdem eine Vielzahl an Hochschulen haben. Alle suchen nach Schüler: innen. Kann man ihnen verdenken, dass sie sich um die Talente zanken?

Überhaupt nicht! Daher sind wir auf der reinen Informationsebene der Berufsorientierung zu Wegen nach der Schule auch gut aufgestellt. Da viele Player eben für sich zu werben.

In dem Video vertreten Sie die These, dass die BO Spaß machen müsse. Jetzt werden Sie sicher behaupten, dass Sie als Coach Spaß in die BO bringen können, doch natürlich können Sie nicht überall sein. Was raten Sie Lehrer:innen, die mehr Freude in die BO bringen möchten?

Das ist ein sehr wichtiger Punkt, den ich schnell in meiner Arbeit gelernt habe. Das beste Coaching-Konzept bringt nicht viel, wenn junge Menschen aussteigen, weil es ihnen zu analytisch, verkopft oder detailverliebt ist. Spaß bringen häufig die Dinge, die mich neuen Reizen aussetzen oder wenn ich etwas Mutiges mache. Daher rate ich Lehrkräften: Schaffen Sie Möglichkeiten, bei denen Ihre Schüler:innen die eigene Komfortzone verlassen können. Dies geht zum einen mit praktischen Projekten und Ausflügen zu Firmen, die Jugendliche wirklich interessieren. Zum anderen auch mit kleinen Workshopinhalten im Unterricht. Meine Beispiele sind dafür: Speed-Dating, WhatsApp-Challenge, Lebensprofil oder Lebenswunschliste. Diese Tools gebe ich in Lehrkraftsfortbildungen immer weiter.

Nun beraten Sie auf der einen Seite Schüler: innen in Einzelcoachings und Gruppenworkshops, aber eben auch Ausbildungsbetriebe. Was bieten Sie denen? Was erfahren Sie in der Beratung von Schüler: innen, was sich dann Betriebe zunutze machen können?

Mit Unternehmen arbeite ich an zwei Themen. Das eine ist die Persönlichkeitsentwicklung der Auszubildenden. Deutschland ist mit seinem dualen Ausbildungssystem enorm stark bei der fachlichen Ausbildung aufgestellt, doch in der persönlichen Ausbildung steckt noch enormes Potenzial. Denn neben fachlichen Themen geht es in den Ausbildungsjahren für mich auch darum, zu einer selbstständigen und verantwortungsbewussten Person heranzuwachsen. Diesen Prozess zu vertiefen oder zu beschleunigen nützt dem Unternehmen ungemein – den Azubis sowieso. Der zweite Schwerpunkt ist die Akquise von neuen Auszubildenden, da Unternehmen händeringend nach Nachwuchs suchen. Hier arbeite ich häufig mit den Auszubildenden des Unternehmens zusammen. Wir versuchen gemeinsam, im Umfeld und in der Region des Unternehmens sichtbarer zu werden, zapfen ihre Kontakte an und entwickeln die Ausbildung im Betrieb weiter, um jugendlich-gerechter und attraktiver zu werden.

Vielen Dank, Herr Hösl, für das Gespräch!

https://www.linkedin.com/in/maximilianhoesl/

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