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Fachhochschulen im Wandel
„An den FHs hat sich eine leistungsstarke und anwendungsbezogene Forschung entwickelt“

Fachhochschulen gibt es seit 1969, seit dem Hochschulrahmengesetz 1976 sind sie Universitäten gleichgestellt. Die Zahl der FH-Studierenden wuchs danach kontinuierlich auf inzwischen über eine Million, doch galt ein FH-Abschluss über viele Jahre bei vielen als Abschluss zweiter Klasse. Mit der Einführung von gleichwertigen Bachelor- und Master-Abschlüssen im Zuge der Bologna-Reform war damit Schluss, die 209 FHs in Deutschland sind Teil einer Erfolgsgeschichte. Wir trafen Prof. Dr. Karim Khakzar, er ist Präsident der Hochschule Fulda und Sprecher der Mitgliedergruppe der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften und Fachhochschulen in der Hochschulrektorenkonferenz.

Herr Prof. Khakzar, Heute nennen sich die FHs Hochschulen für Angewandte Wissenschaften, warum?

Seit der Gründung der ersten Fachhochschulen gegen Ende der 1960er Jahre hat sich dieser damals neu eingeführte Hochschultyp stark verändert. Zu Beginn waren Fachhochschulen ganz auf die Lehre begrenzt. Ihr wichtigster Auftrag war, den Fachkräftemangel schnell, effektiv und kostengünstig zu beheben. Das ist heute nicht mehr so. In den letzten Jahren hat sich an den Fachhochschulen zudem eine leistungsstarke, anwendungsbezogene Forschung entwickelt, oft in enger Kooperation mit verschiedenen Industriezweigen und einzelnen Unternehmen oder Einrichtungen aus dem Gesundheits- und Sozialbereich. Mit der 2021 einheitlich eingeführten Bezeichnung „Hochschulen für Angewandte Wissenschaften“ wird diese tiefgreifende Weiterentwicklung angemessen abgebildet. Außerdem passt die neue Hochschultypenbezeichnung auch besser zur offiziellen englischen Bezeichnung. Sie lautet nämlich schon lange: University of Applied Sciences.

Dass HAWs besser darin sind, praxisnäher zu lehren und mehr Nähe zur Arbeitswelt herzustellen, ist den meisten bekannt. Nicht so klar ist, bei welcher Gattung diejenigen besser aufgehoben sind, die gerne in die Forschung gehen möchten oder andere, die die Promotion anstreben. Was gilt aktuell?

Traditionell unterschieden sich die Hochschultypen dahingehend, dass an den Universitäten eher grundlagenorientierte Forschung gemacht und schwerpunktmäßig theoretische akademische Bildung vermittelt wurde, während die HAWs eine wissenschaftsbasierte, praxisorientierte Qualifizierung boten. Heute zeichnen sich Studienangebote von Universitäten durch größere Praxisbezüge und Kompetenzorientierung aus, während die Programme der HAW hinsichtlich des akademischen Anspruchs deutlich zugelegt haben – das ist auch eine Antwort auf eine immer anspruchsvollere Arbeitswelt. Gleichwohl zeichnen sich die HAW immer noch durch große Nähe zur Praxis aus – es gibt Praktika, Praxisprojekte, Planspiele und vieles mehr. Zudem müssen sich die Professorinnen und Professoren sowohl in der Forschung als auch in der beruflichen Praxis bewährt haben. Die berufliche Erfahrung kommt schließlich der Lehre zugute.

Der Anteil der Studierenden, die an einer HAW ihr Studium beginnen, liegt inzwischen bei ca. 40 Prozent, Tendenz steigend: Einiges spricht doch dafür, dass die HAWs den Unis in vielen Fächern künftig den Rang ablaufen, oder?

Sicherlich haben wir in den letzten Jahren eine Angleichung zwischen den beiden Hochschultypen erlebt. Gleichzeitig hat der Anteil eines Jahrgangs, der ein Studium aufnimmt, insgesamt enorm zugenommen. Wichtig ist, dass wir heute sehr viel mehr Durchlässigkeit im Hochschulsystem haben: Einem Bachelor-Studium an einer HAW kann ein Master an einer Uni folgen und umgekehrt. Und ich kann mich auch über ein Studium an einer HAW für eine Karriere in der Forschung qualifizieren. Ein großer Vorteil für die Studierenden, die oft erst im Laufe des Studiums ihre tatsächlichen Neigungen entdecken. Bei aller Annäherung haben die HAWs stets ihr eigenes Profil einer anwendungsorientierten und praxisnahen Hochschule beibehalten. Und das ist auch gut so, denn insgesamt gehen die allermeistern Absolvent:innen von HAWs – aber auch von Unis – nicht in die Forschung, sondern in die Praxis. Mein Fazit lautet: ein Studium an einer HAW ist immer eine gute Wahl und es stehen einem alle Wege offen.

Danke, Herr Prof. Khakzar, für das Gespräch!

Von den insgesamt 2,8 Millionen Studierenden, die im SS 2021 an einer der 421 staatlichen Hochschule eingeschrieben waren, besuchten 1,7 Mio. eine der insgesamt 108 Universitäten und 1 Mio. eine der 209 Fachhochschulen. Die anderen staatlichen Hochschulen sind: Pädagogische HS (6), Theologische HD (16), Kunsthochschulen (52) und Verwaltungs-FHs (30). Außerdem gibt es in Deutschland 115 private Hochschulen.

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