
Was kann künstliche Intelligenz?
Interkulturelle Kommunikation mit KI – geht das?

Eine interessante Frage, doch gleich darauf stellt sich für unsere Kolumnistin die nächste Frage: Kann KI auch ein Buch zum Thema Auslandsreisen, in dem sich alles um Arbeiten, Studieren und Lernen im Ausland dreht, ersetzen? Der Selbstversuch der Autorin und Journalistin Susanne Gry Troll, die den Ratgeber „die auslandsreise“ jährlich veröffentlicht, gibt überraschende Antworten.
Von Susanne Gry Troll
Ich bin Dänin und recherchiere in Sachen Auslandreise und interkultureller Kommunikation und mich treibt natürlich die Frage um, ob künstliche Intelligenz auch mein Buch ersetzen könnte. Die überraschend ehrliche Antwort gibt ChatGPT selbst: Ja, interkulturelle Kommunikation mit KI geht, aber mit Einschränkungen. Sie kann Brücken bauen, aber sie ist kein Ersatz für menschliches Feingefühl.
ChatGPT betreibt bereits Weltpolitik
Aber von Anfang an. ChatGPT betreibt bereits Weltpolitik und ersetzt damit wirtschafts-wissenschaftliches Grundwissen und Knowhow. Die amerikanische Zollpolitik basiert, wie Journalisten herausgefunden haben, auf der einfachen Formel Z = ((I-E) / I)x 100, mit Z=Zollsatz in Prozent, I=Importe und E=Exporte, die ChatGPT mit dem Hinweis auf mögliche Handelskriege vorschlägt, um ein Handelsdefizit auszugleichen. Von Wirtschaftsexperten weltweit wird dies zwar als „extraordinary nonsense“ bezeichnet, zumal die Handelsbilanz einen wesentlichen Teil der aussagekräftigeren Leistungsbilanz außer Acht lässt. Aber die Ergebnisse der Formel befinden sich bereits in der realen Umsetzung (u.a. Zeit online vom 4.4.2025).
Ein weiteres Beispiel für AI in realer Anwendung hat das MIT Media Lab (Massachusetts Institute of Technology) in Unternehmen untersucht. In der Studie wurde festgestellt, dass 95 Prozent der Unternehmen, die AI nutzen, keine messbaren positiven Auswirkungen verspüren. Problematisch seien die KI generierten Antworten, Dokumente und Grafiken, die gut aussehen, aber für den Adressaten nur Mehrarbeit bedeuten. Das nennt sich dann Workslop, also Arbeitsabfall. Die Empfänger müssten nochmal selbst recherchieren und die Arbeit wiederholen, um die gewünschten Ergebnisse zu erzielen.
Fun-fact: Mein Rechtschreibprogramm möchte, dass ich Workslop durch Workshop ersetzte. Woher weiß die KI eigentlich, dass es diesen Arbeitsabfall auch schon vor AI gab? Natürlich verweisen die Wissenschaftler auch auf mögliche positive Effekte und eine erforderliche Lernkurve.
Warum ist das so? KI kann nur das verarbeiten und auswerten, was es im WorldWideWeb findet. Und Facebook hat noch 2024 nach eigenen Aussagen pro Quartal 2,4 Mrd. Fake Accounts gelöscht, die vor allem durch Bots erstellt wurden. Das entsprach dem gesamten Uservolumen weltweit. Seitdem die amerikanische Aufsichtsbehörde diese Selbstkontrolle aufgelöst hat, bleiben die Fake Accounts und damit die Fake News online. Es finden sich also im Internet (mindestens) viermal so viel Fake News wie seriöse Nachrichten, auf die die KI / AI zugreifen kann. Zeitgleich hat sich ein neues lukratives Geschäftsfeld für Anwälte entwickelt. Unliebsame negative Bewertungen, werden als rufschädigend abgemahnt und z.B. bei Amazon auch nur bei persönlicher Anmeldung angezeigt. Zurück bleibt eine Flut an selbsterstellten Lobgesängen auf Produkte und Dienstleistungen.
KI fehlt menschliches Feingefühl
Die Algorithmen der Social Media sind darauf getrimmt, Nutzungsdauer zu erhöhen, nicht aber den Wahrheitsgehalt der Posts und Nachrichten zu prüfen. Spektakuläres geht vor Logik. Oder wie es ChatGPT bereits anmerkte: es fehlt das menschliche Feingefühl.
Das zeigt auch mein persönlicher, nicht repräsentativer Selbstversuch. ChatGPT kann zur interkulturellen Kommunikation gezieltes Hintergrundwissen zu anderen Kulturen liefern. Es versteht aber keine Ironie, Humor oder subtile kulturelle Codes, bezieht also auch Fake News und Verschwörungstheorien in eine „ausgewogene“ Antwort mit ein. Objektivität sieht anders aus.
Eine realistische Einschätzung kann man nur mit eigener persönlicher Erfahrung und Recherche bewerkstelligen. So verhält es sich auch bei der Suche nach dem richtigen Auslandsaufenthalt. Man muss wissen, welche Fragen man stellt und nach was man sucht. Die durch KI generierten Empfehlungen und Bewertungen bedienen nur den Algorithmus, eine kleine Auswahl mit standardisierten Bewertungen. Gut also, dass es „die auslandsreise“ gibt. Persönlich zusammengetragen mit jahrelanger Erfahrung und vielen Hinweisen und Anregungen für die eigene Inspiration und eigene Recherche. Und dann kann KI auch wiederum sehr hilfreich sein
Na dann – Nix wie weg.