
Freiwilligendienst
Mehr als nur ein Auslandsaufenthalt

Ein weltwärts-Freiwilligendienst ist gelebte Globalisierung – und fördert zahlreiche Kompetenzen Jugendlicher. Das Programm bietet eine einzigartige Gelegenheit für junge Menschen, die nach der Schule noch nicht genau wissen, wie es weitergehen soll. Der Austausch zwischen Kulturen steht dabei im Vordergrund. Ein Beitrag von Moritz Osswald, Koordinierungsstelle weltwärts.
„Es hat mein Leben verändert“: Diese fünf Worte resümieren die Erfahrung vieler ehemaliger Freiwilliger. Ihr weltwärts-Einsatz im Ausland stellt eine Zäsur in ihrem Leben dar. Sie erlangen einen Perspektivwechsel – durch das Reflektieren sowohl schöner als auch schwieriger Erlebnisse, die sie während ihres Freiwilligendienstes hatten. Die vielen Möglichkeiten, die sich jungen Menschen heutzutage nach dem Schulabschluss bieten, können verunsichern. Mit weltwärts lernen Heranwachsende die Realität im Globalen Süden kennen und sammeln erste Berufserfahrung. Das Programm wird vom Entwicklungsministerium gefördert.
Austausch zwischen Ländern und Kulturen
Ein Gap Year im Globalen Süden schult junge Erwachsene nicht nur in Eigenverantwortung und interkultureller Kompetenz – es fördert auch die Charakterentwicklung. Das Hinterfragen der eigenen, privilegierten Lebensweise ist eine wertvolle Erfahrung für das Wesen eines Jugendlichen und begünstigt das Verstehen globaler Zusammenhänge. Die Auslandserfahrung wirkt sich zudem vorteilhaft auf ihre Karriere in einer zunehmend globalisierten Arbeitswelt aus.
Das weltwärts-Programm grenzt sich dabei klar vom umstrittenen „Voluntoursimus“ ab. Dieses Konzept will Urlaub und Mithilfe in Projekten vor Ort verbinden. Die privaten Anbieter dieser Dienste verlangen jedoch häufig horrende Summen für sehr kurze Einsätze – und auch eine angemessene Vor- und Nachbereitung für die Freiwilligen sucht man vergebens. Der weltwärts-Freiwilligendienst fördert Sprachkompetenz, länderspezifisches Wissen und die Fähigkeit, in einem kulturell gemischten Team zu arbeiten. Mit diesen Kompetenzen stechen junge Menschen gegenüber vielen anderen Bewerbenden auf dem Arbeitsmarkt hervor. Das Wissen und die Qualifikationen, die sie in ihrem Einsatzland erworben haben, reichen sie nach ihrer Rückkehr auch an Menschen in ihrem privaten Umfeld weiter. weltwärts-Freiwillige ersetzen keine Ortskräfte, sondern ergänzen deren Arbeit. Ein Austausch auf Augenhöhe wird dadurch ebenso möglich wie ein interkultureller Lernprozess. Hannah Bruckmann zum Beispiel ging nach Uganda weltwärts. Sie kehrte dort auch nach ihrem Einsatz zurück – um mit Entsetzen festzustellen, dass in großem Ausmaß Wälder abgeholzt wurden. Die ehemalige Freiwillige entschied sich dafür, einen deutschen Partnerverein zu gründen, der eine bereits vor Ort bestehende Initiative zur Aufforstung und Armutsbekämpfung unterstützt.
Auslandserfahrung für alle
Ein Freiwilligendienst im Ausland ist teuer. Doch mit dem staatlich geförderten weltwärts-Programm müssen Teilnehmende keine hohen Summen aufbringen, um sich zu engagieren. 75 Prozent der Kosten übernimmt das Entwicklungsministerium (BMZ). Die restlichen 25 Prozent können durch die Entsendeorganisation oder den Aufbau eines persönlichen Spendenkreises finanziert werden. weltwärts bietet somit jungen Menschen aus allen Teilen der Gesellschaft die Möglichkeit, interkulturellen Austausch zu fördern.
Qualität und Sicherheit haben bei weltwärts hohe Priorität. Alle Organisationen, die weltwärts anbieten, sind zertifiziert und entsenden Freiwillige ausschließlich in geprüfte Projekte. Die Sicherheitslage wird in Zusammenarbeit mit dem Auswärtigen Amt ständig überwacht. Seit den ersten Entsendungen im Jahr 2008 haben sich über 50.000 junge Menschen in Lateinamerika, Asien, Ozeanien und Afrika engagiert. Ob im Bereich Umweltschutz, mit benachteiligten Kindern oder im Einsatz für Frauenrechte – in rund 50 Ländern unterstützen die Heranwachsenden Partnerorganisationen vor Ort.
Mit Sicherheit eine gute Erfahrung
Die letzte Befragung zeigt: 92 Prozent aller ehemaligen Freiwilligen sind insgesamt zufrieden mit ihrer Erfahrung. Das liegt auch an der gründlichen Vor- und Nachbereitung. Seminare, Handreichungen, aber auch konstante Betreuung vor Ort geben ihnen das Gefühl, nicht alleine zu sein. Der sensible Umgang mit fremden Kulturen wird ihnen auf Seminaren ebenso vermittelt wie die Lebensrealität im Partnerland. Dabei wird auch auf den Umgang mit kolonialen Klischees geachtet. Das Gelernte und Erfahrene wird zudem in Nachbereitungskursen besprochen und verarbeitet. So wird Globales Lernen ermöglicht. Rückkehrende Freiwillige zeichnen sich durch höhere Weltoffenheit und Empathiefähigkeit aus.
Voraussetzungen für die Teilnahme:
Alter zwischen 18 und 28 Jahren (bis 35 bei Behinderung oder Beeinträchtigung), Schul- oder Berufsabschluss, Offenheit, deutsche Staatsbürgerschaft oder dauerhaftes Aufenthaltsrecht in Deutschland.
Bewerbung:
Erfolgt direkt bei einer der rund 130 weltwärts-Entsendeorganisationen. Diese haben unterschiedliche Bewerbungsfristen und -verfahren. Die meisten Organisationen entsenden im Sommer für ein Jahr. Manche bieten auch eine Ausreise im Frühjahr oder eine kürzere Dauer an.
Alle relevanten Informationen finden Sie auf der weltwärts-Website: www.weltwaerts.de
(Foto oben: ©Engagement Global / Anne Welsing)

Hannah Bruckmann engagiert sich auch nach ihrem weltwärts-Jahr im Ausland und gründete den Partnerverein SLAC, (www.slacuganda.org).