Zu trocken, zu langweilig, zu schwierig und zu abstrakt – so werden Schulfächer wie Mathe, Physik oder Chemie in Deutschland schon fast traditionell wahrgenommen. Das Deutsche Museum Bonn geht neue Wege, um das Interesse von Schülerinnen und Schülern auf MINT-Themen zu lenken.
Von Verena Reuther
Echte Begeisterung oder auch nur ein Bezug zur Arbeitswelt der sogenannten MINT-Berufe? Im Schulalltag leider oft Fehlanzeige und im eng gestrickten Rahmen des Lehrplans auch nicht einfach zu vermitteln. Die Folgen zeigen Studien wie das “MINT-Nachwuchsbarometer” Jahr für Jahr auf: Nur 15 Prozent der Schülerinnen und Schüler in Deutschland können sich überhaupt vorstellen, einen MINT-Beruf zu ergreifen – während gleichzeitig der Bedarf an Fachkräften stetig steigt.
“Laut einer Bedarfsanalyse des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) nähert sich der Fachkräfteengpass in den MINT-Berufen bereits wieder dem Niveau vor der Coronakrise an. Und Frauen sind in MINT-Berufen dabei nach wie vor stark unterrepräsentiert”, sagt Sabine Rentrop, Vorstandsmitglied des Fördervereins WISSENschaf(f)t SPASS, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, etwas gegen diesen scheinbaren Status quo zu unternehmen.
Erleben, anfassen, verstehen
Der Verein setzt sich gezielt für schulische und außerschulische Angebote in der Region ein, die Kinder und Jugendliche für technische und wissenschaftliche Themen begeistern. Allen voran: Das Deutsche Museum Bonn. Hier haben Kinder und Jugendliche unzählige Möglichkeiten, durch eigene Experimente mit MINT-Themen buchstäblich in Berührung zu kommen. Innovative, erlebnisorientierte Konzepte wecken Begeisterung und machen neugierig auf zuvor als trocken empfundene Themen
Dass es dem Deutschen Museum Bonn damit gelingt, Begeisterung für wissenschaftliche und technische Themen zu wecken, belegen zahlreiche Erfolgsgeschichten. Zum Beispiel der von zdi-BSO-MINT und der Bonner Stiftung Pfennigsdorf geförderte “Laborführerschein”, der bereits seit 2009 chemische mit berufswahlbezogenen Inhalten kombiniert. “Dabei erleben wir immer wieder, wie das Erfolgserlebnis, im Labor selbst experimentieren zu dürfen, Motivation und Interesse weckt”, berichtet Jürgen Schließer, Ausbilder bei Lyondell Basell und einer der “Gründerväter” des mehrfach ausgezeichneten Projekts. “Das praktische Erlebnis führt fast von selbst zu dem Wunsch, mehr darüber zu erfahren, das theoretische Wissen bekommt wiederum sofort einen Praxisbezug – so setzt sich eine regelrechte Kettenreaktion des Mehr-Wissen-Wollens in Gang.” Zahlreiche Teilnehmer – fast ausnahmslos Haupt- und Gesamtschüler, fast zur Hälfte Mädchen und zu großen Teilen aus Familien mit Migrationsgeschichte – nutzen im Anschluss weitere Bildungsangebote im Deutschen Museum Bonn und bewerben sich für ein Praktikum in einem der Partnerunternehmen.
Auch Sabine Rentrop ist vom Erfolg derartiger Konzepte überzeugt. “Ob in Chemie oder rund um Zukunftstechnologien wie Künstliche Intelligenz – um die Fachkräftelücke in MINT-Berufen perspektivisch schließen zu können, sind die Bildungsangebote des Deutschen Museums Bonn für unsere Region unverzichtbar.”
Das Deutsche Museum Bonn bietet für jede Schulform, alle Altersklassen und viele Unterrichtsthemen mehr als 50 verschiedene Workshops unter fachlicher und pädagogischer Betreuung. Bei Interesse an den Bildungsangeboten hilft das Team unter der Telefonnummer 0228 302 256 (Dienstag bis Freitag von 13.00 bis 16.00 Uhr) oder per E-Mail an buchung@deutsches-museum-bonn.de gerne, das passende Angebot zu finden.
Die Broschüre “Machen Sie MI(N)T?”, in der WISSENschaf(f)t SPASS seine Projekte vorstellt, gibt es zum Download unter www.wissenschaft-spass.de oder in gedruckter Form über geschaeftsstelle@wissenschaft-spass.de.