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PH Freiburg
„Die Studierenden lernen in dieser Zeit viel über das zukünftige Berufsfeld und die Arbeit mit Kindern“

Ein besonderes Merkmal des Studiums an der Pädagogischen Hochschule Freiburg sind die Praxisphasen an Schulen. Sie bestehen aus kurzen und langen Praktika an Partnerschulen. Wir sprachen mit Heiko Oberfell und Lars Holzäpfel, dem Leitungsteam des Zentrums für Schulpraktische Studien (ZfS).

Herr Dr. Oberfell, Herr Professor Holzäpfel, es gibt aktuell nicht genug Lehrkräfte, daher die wichtigste Frage gleich zu Beginn: Welche Argumente sprechen heutzutage für den Beruf als Lehrer*in und daher für ein Lehramtsstudium?

Heiko Oberfell: Der Beamtenstatus, die freie Zeiteinteilung am Nachmittag und die Schulferien sind heute weniger entscheidend. Wichtiger sind neuere berufliche Ansätze im Lehrberuf: Moderne Lehrkräfte arbeiten in multiprofessionellen Teams zusammen, um Schülerinnen und Schüler kompetenzorientiert und individuell zu fördern. Auf Basis der neuesten bildungswissenschaftlichen und fachdidaktischen Forschungsergebnisse werden Lernstände professionell diagnostiziert, um gezielte und anpassbare Förderung zu ermöglichen. Zukünftig kommen auch künstliche Intelligenz und Blended-Learning-Modelle zum Einsatz. Zudem werden Bildung für nachhaltige Entwicklung und Demokratiebildung das Berufsbild von Lehrkräften prägen.

An Ihrer PH können Schulabgänger*innen aus mehreren Lehramtsstudiengängen auswählen. Ob Grundschule, Sekundarstufe 1, also bis Klasse 10, oder Sonderpädagogik – wie merke ich, welche Schulform zu mir passt?

Heiko Oberfell: Das hängt vom Interesse ab: will ich lieber mit älteren oder jüngeren Kindern arbeiten? Möchte ich lieber intensiver in Kleingruppen mit sonderpädagogischen Förderkonzepten arbeiten oder in größeren Gruppen mit Jugendlichen? Oder bevorzugt man die Arbeit mit Schulanfänger*innen, die wieder ganz andere Themen mitbringen?

Welche Rolle spielt im Studium an der PH Freiburg die Praxiserfahrung?

Lars Holzäpfel: Eine große. Praktika helfen den Studierenden, den Beruf der Lehrperson besser zu verstehen und die Vorteile eines akademisch ausgerichteten Studienkonzepts an der Pädagogischen Hochschule zu erkennen. Nach dem ersten Semester, also gleich nach Beginn des Studiums, können Studierende das sogenannte „Orientierungspraktikum“ (OSP) absolvieren. Es dient dazu, einen Perspektivenwechsel von der lernenden zur lehrenden Person zu vollziehen. Im „Integrierten Semesterpraktikum“, kurz ISP, wird dann im späteren Verlauf des Studiums ein Semester lang – mit einer engen hochschulischen Begleitung – die Anwendung des bisher Gelernten in den Mittelpunkt gerückt. Das bedeutet, Studierende sammeln echte Erfahrungen an Grund-, Werkreal-, Real-, Gemeinschaftsschulen oder sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren, einschließlich inklusiver Schulen und vernetzen diese zugleich systematisch mit der Theorie.

Was macht das ISP an einer Pädagogischen Hochschule aus Ihrer Sicht besonders?

Heiko Oberfell: Ein besonderes Merkmal der Pädagogischen Hochschulen in Baden-Württemberg ist, dass während des ISP alle Dozierenden ihre Studierenden einmal pro Woche vormittags in der Schule besuchen. Sie schauen sich den Unterricht an und besprechen ihn vorher und nachher mit den Studierenden. Dadurch gibt es einen starken Austausch zwischen der Hochschule und der Schule, also zwischen Theorie und Praxis. Die Studierenden können so innerhalb eines Schulhalbjahres eng mit den Schüler*innen zusammenarbeiten. Sie lernen von den Lehrpersonen und Dozierenden gleichermaßen und reflektieren gemeinsam ihre Erfahrungen. So entwickeln sie nach und nach die Fähigkeiten einer zukünftigen Lehrperson. Diese enge Begleitung durch die Hochschule mit abgestimmten Seminarveranstaltungen gibt es in dieser engen Verzahnung nur an den Pädagogischen Hochschulen in BW.

Wie fühlen sich Studierende nach dem ISP?

Lars Holzäpfel: Nach dem, was wir immer wieder hören, empfinden sie das ISP oft als anspruchsvolles, aber sehr lohnendes Semester. Sie erleben eine Arbeitswoche von etwa 40 Stunden (das wird in den Evaluationen regelmäßig so angegeben) mit vielen verschiedenen Aufgaben. Gleichzeitig lernen sie in dieser Zeit viel über das zukünftige Berufsfeld, die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen und auch darüber, wie Lehrkräfteprofessionalität dadurch entsteht, dass Praxis und Theorie zusammenkommen. Und: Sie reflektieren dabei ihr eigenes Lernen und wie wertvoll das Studium für ihren zukünftigen Beruf ist. Dieses Praktikum hilft den Studierenden also, ihr Studium besser zu verstehen und auf ihre zukünftige Arbeit vorzubereiten.

Vielen Dank für das Gespräch!

ph-freiburg.de/studium/studienorientierung/lehramt-studieren.html

ph-freiburg.de/hochschule/einrichtungen/zentrum-fuer-schulpraktische-studien.html

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