
Portrait: "MEIN MUTIGER WEG"
“Worauf habe ich so richtig Bock?”

Die Zeit der beruflichen Orientierung erleben viele junge Menschen deshalb als so anstrengend, weil Unsicherheiten das Thema dominieren. Statt sich selbstbewusst auf eine spannende Zukunft zu freuen, sammelt sich ein Fragezeichen nach dem anderen an, bis der ganze Prozess als belastend empfunden wird. An dieser Stelle setzen seit 2018 die vielen “Mutmacher” der Firma MEIN MUTIGER WEG an. Wir unterhielten uns mit Mitgründer Frederic Keller.
Frederic, seit Eurer Firmengründung 2018 habt ihr über 500 Schulen in ganz Deutschland besucht. Was passiert dann ganz genau? Ihr stellt euch vorne hin und erzählt den jungen Menschen, dass alles doch nicht so schlimm ist?
Schön wär’s, wenn es so einfach wäre! Nein, wir sind weit davon entfernt, nur eine „Alles-wird-gut-Show“ abzuziehen. Wenn wir in eine Schule kommen, dann geht es darum, einen Raum zu schaffen, in dem Energie und echte Begeisterung entstehen. Wir erzählen nicht nur, wir aktivieren. Das heißt, wir arbeiten interaktiv mit den Schülerinnen und Schülern, mit lauter Musik, mit Bewegung und mit Aufgaben, die sie direkt ins Nachdenken und Fühlen bringen. Es geht darum, vom passiven Zuhören ins aktive Gestalten zu kommen. Wir wollen, dass sie am Ende des Tages nicht nur motiviert sind, sondern konkrete erste Schritte für ihren eigenen Weg im Kopf haben.
Eure These ist ja, dass Menschen Außergewöhnliches erreichen können, wenn sie wissen, zu was sie fähig sind. Wie bringt ihr junge Leute in die Lage, mehr über sich in dieser Hinsicht zu erfahren?
Ich sag mal so: Die wichtigste Entdeckungsreise ist die zu sich selbst. Wir zwingen die Jugendlichen, sich mit den fundamentalen Fragen zu beschäftigen: Wer bin ich eigentlich? Was kann ich richtig gut? Und worauf habe ich so richtig Bock? Das machen wir mit gezielten Übungen zur Selbstreflexion. Wir lassen sie ihre eigenen Erfolgsgeschichten analysieren, auch die ganz kleinen. Viele merken dann zum ersten Mal, welche Stärken in ihnen schlummern, die sie nie als solche erkannt haben. Es geht darum, den Blick von den Erwartungen anderer wegzulenken und stattdessen den eigenen Kompass zu finden. Wenn du weißt, was dich antreibt, findest du auch den Mut, Wege zu gehen, die vielleicht nicht der Norm entsprechen, aber genau deine sind.
Auf Eurer Homepage schreibt ihr immer wieder von einer “modernen” Berufsorientierung, zu der auch gehöre, Begeisterung bei den Jugendlichen hervorzurufen für den BO-Prozess. Wie schafft ihr das vor Ort ganz konkret?
Ganz einfach: Wir nehmen den Prozess ernster als die meisten, aber uns selbst dabei nicht zu ernst. Moderne Berufsorientierung bedeutet für uns, auf Augenhöhe zu kommunizieren. Wir sind keine Berater in Anzügen, die von oben herab Ratschläge erteilen. Wir teilen unsere eigenen Geschichten vom Scheitern und Wiederaufstehen, wir sind nahbar und ehrlich. Konkret schaffen wir Begeisterung durch eine Show-Atmosphäre – ja, das meine ich so. Unsere Workshops sind Events! Mit Musik, die nach vorne geht, mit interaktiven Tools, bei denen jeder mit seinem Smartphone teilnehmen kann, und vor allem mit einer riesigen Portion Spaß. Wir brechen das starre Bild von „Berufsorientierung ist langweilig“ auf und zeigen, dass es das Aufregendste überhaupt sein kann, seine eigene Zukunft zu gestalten.
Lassen euch die Lehrkräfte, die euch ja engagieren, freie Hand bei dem, was ihr dann vor den Schüler*innen sagt?
Das ist eine super Frage! Die Lehrkräfte sind unsere wichtigsten Partner, und das Vertrauen, das sie uns entgegenbringen, ist enorm. In der Regel haben wir da absolut freie Hand. Das liegt daran, dass wir im Vorfeld sehr klar kommunizieren, was wir tun und wofür wir stehen. Die Schulen, die uns buchen, wollen ja genau diesen frischen, unkonventionellen Wind. Sie merken, dass sie mit klassischen Methoden oft nicht mehr zu den Jugendlichen durchdringen. Natürlich gibt es Absprachen zum Rahmen und zur Zielsetzung, aber in der Durchführung vertraut man uns voll und ganz. Und dieses Vertrauen ist die Basis für die authentische Atmosphäre, die in unseren Workshops entsteht.
Bekommt ihr später ein Feedback aus der Schule, ob Euer Vortrag den Schülerinnen und Schülern auch etwas gebracht hat?
Ja, zum Glück! Und das ist ehrlich gesagt das, was uns am meisten antreibt. Wir bekommen regelmäßig E-Mails von Lehrkräften, die uns erzählen, dass die Stimmung in der Klasse sich verändert hat, dass Schüler plötzlich mit eigenen Ideen um die Ecke kommen oder einfach selbstbewusster auftreten. Das schönste Feedback kommt aber oft direkt von den Jugendlichen selbst über Social Media. Da schreibt dann jemand: „Danke, wegen euch habe ich mich getraut, mich für mein Traum-Praktikum zu bewerben“ oder „Ich dachte immer, ich kann nichts, jetzt weiß ich, was meine Stärken sind.“ Das zu lesen, ist jeder gefahrene Kilometer und jede investierte Minute wert. Genau dafür machen wir das.