
Karrieren im gehobenen Dienst
“Den Arbeitsplatz hat man schon während des Studiums”

An den insgesamt 30 Verwaltungsfachhochschulen in Deutschland sind rund 60.000 Personen eingeschrieben, das sind gerade mal 2,1 Prozent aller Studierenden. Sie werden später Polizisten, Finanzbeamte oder Rechtspfleger, leiten Bibliotheken oder kümmern sich darum, dass unser Rentensystem funktioniert. Die Jobaussichten sind glänzend und schon während des Studiums kann man einige Vorteile genießen. Welche Rolle die Verwaltungshochschulen spielen, erklärte uns Cort-Denis Hachmeister vom CHE Centrum für Hochschulentwicklung.
Herr Hachmeister, Sie haben einen großen Datencheck zu den Fachhochschulen für öffentliche Verwaltung in Deutschland durchgeführt, was war der Anlass dafür?
Wir als CHE nehmen immer wieder verschiedene Aspekte des Hochschulsystems unter die Lupe, unter anderem, um Informationen für Studieninteressierte bereitzustellen. Und die Verwaltungshochschulen hatten wir tatsächlich noch nie betrachtet. Da wurde es mal Zeit. Auch in vielen Hochschulstatistiken werden die Verwaltungsfachhochschulen separat von den übrigen Fachhochschulen bzw. Hochschulen für angewandte Wissenschaft geführt, weil sie irgendwie anders sind. Das hat mich neugierig gemacht.
Verwaltungsfachhochschulen sollen Nachwuchskräfte für den “gehobenen nichttechnischen Dienst des Bundes und der Länder“ ausbilden, so die gängige Definition. Die Studiengänge sind durchweg praxisorientiert, also dual und man verdient ab Studienstart Geld. Welche Vorzüge kommen noch hinzu?
Man muss sich keine Gedanken über die Hochschulwahl oder einen Numerus Clausus machen! Ganz im Ernst: Man bewirbt sich ja bei der entsprechenden Behörde für eine Beamtenlaufbahn. Und wenn man genommen wird, wird man von der Behörde zum Studium an die entsprechende Hochschule abgeordnet. Dort erwarten einen dann meist sehr übersichtliche Hochschulen mit kleinen Lerngruppen.
Trotz allem beschreiben Sie in Ihrem Papier die Situation so: „Diese Fachhochschulen führen ein Leben im Verborgenen.“ Was meinen Sie damit?
Das hat verschiedene Aspekte: Die Hochschulstandorte sind eher klein, die meisten haben unter 1.000 Studierende, der kleinste nur 85. Mit einigen Ausnahmen studieren an diesen Hochschulen nur die Beamtenanwärter*innen, ein Drittel der Hochschulen bietet nur einen einzigen Studiengang an. Und dann liegen die Hochschulen auch öfter mal in kleinen Orten, wo sonst keine Hochschulen sind. Die Studierenden bleiben also öfter mal sehr unter sich. Beispielsweise Studieren an einem Hochschulstandort in Sulzbach-Rosenberg in Bayern, da studieren nur 600 angehende Polizei-/Kriminalkommisar*innen.
Das heißt aber ja im Umkehrschluss, dass die Karriereaussichten derjenigen, die sich dafür entscheiden, glänzend sein müssen, oder?
Absolut. Das Auswahlverfahren für die Beamtenlaufbahn hat man da ja schon hinter sich, und ist ja auch schon in der Behörde beschäftigt. Den Arbeitsplatz hat mal also schon während des Studiums. Allerdings ist man noch Beamtin oder Beamter „auf Widerruf“, kann also den Status theoretisch noch verlieren, z.B. wenn man das Studium nicht schaffen würde.
Das Angebot an den Verwaltungsfachhochschulen ist groß, manche Berufe, die man mit den Abschlüssen später ausüben kann, sind vor Studienbeginn kaum zu verstehen. Wie mache ich mich schlau, was mögliche Karrierewege betrifft? Kann ich in der öffentlichen Verwaltung, in Gerichten oder bei der Polizei Schnupperpraktika machen?
Ein Praktikum ist durchaus möglich und sinnvoll. Entsprechende Behörden, also Stadtverwaltung, Finanzamt, Arbeitsagentur, Polizei oder Zoll gibt es ja eigentlich überall. Eine zentrale Stelle, wo man sich über alle diese Berufe informieren kann, gibt es leider nicht. Doch man kann auf die Websites der einzelnen Behörden gehen und nach Unterpunkten wie „Karriere“ suchen. Bei https://karriere.polizei.nrw/ steht beispielweise, dass fast alle Polizeibehörden in NRW ein einwöchiges Schülerbetriebspraktikum anbieten.
Ich danke Ihnen für das Gespräch!
https://hochschuldaten.che.de/verwaltungsfachhochschulen-in-deutschland/
Diesen Text findet ihr auch online!
www.berufsorientierung-plus.de/2-25-che