Das Institut für Wirtschaft in Köln hat über die Auswertung von mehrjährigen Befragungen untersucht, welche Faktoren eine besonders große Rolle dabei spielen, ob Schüler: innen nebenbei oder in den Ferien jobben. Ein auf den ersten Blick überraschendes Ergebnis: Über je mehr Einkommen eine Familie verfügt, umso häufiger gehen Schüler:innen einem Ferien- oder Nebenjob nach. Wir hakten nach bei Wido Geis-Thöne, er ist beim IW Senior Economist.
Herr Dr. Geis-Thöne, in Haushalten mit hohem Einkommen ist die Wahrscheinlichkeit, dass mindestens ein Elternteil studiert hat, recht hoch. Dann wiederum ist es ja laut Statistik auch wahrscheinlicher, dass Kinder das Abitur anstreben. Da frage ich mich: Ist es dann nicht auch völlig logisch, dass mehr Akademikerkinder mit 17 noch jobben oder beim Nachbar den Rasen mähen, einfach weil Gymnasiasten viel mehr Zeit an der Schule verbringen und somit öfters Ferien haben? Verzerrt das nicht ihre Auswertungen?
Da haben Sie die Studie leider nicht ganz richtig gelesen. Ich werte da zwar die Angaben von 17-Jährigen aus; allerdings beziehen sich die Fragen nicht auf ihre aktuelle Situation, sondern auf ihre frühere Jugend. Auch habe ich für die 17-Jährigen, die zwar keine Erfahrungen mit Jobben haben, aber bereits eine betriebliche Ausbildung begonnen haben oder bereits ansonsten am Arbeitsmarkt aktiv sind, eine eigene Kategorie gebildet. Rechnet man diese den Jugendlichen mit Erfahrungen mit Jobben zu, liegt der Anteil bei den Gymnasiasten immer noch deutlich höher.
Wenn sich also solche Faktoren bereinigen lassen, ist nach Ihrer Auswertung relativ klar: In Haushalten mit höherem Einkommen scheint es gewisse Mechanismen zu geben, die dafür sorgen, dass der Sprössling beizeiten mit der Arbeitswelt in Kontakt kommt. Welche sind das?
Da dürften mehrere Punkte eine Rolle spielen. Einer ist, dass diese Jugendlichen in diesem Bereich mehr Unterstützung von ihren Eltern bekommen dürften. Diese können den Jugendlichen direkt die Jobs vermitteln oder ihnen auch nur erklären, wie sie nach diesen suchen und sich bewerben können. Auch dürften entsprechende Vorbilder hier eine wichtige Rolle spielen. Zudem legen gerade Eltern mit höherem Einkommen häufig Wert auf die finanzielle Eigenständigkeit ihrer Kinder und setzen entsprechend auch Anreize, dass diese mit ihren Mitteln gut haushalten. Leider lässt sich mit den uns verfügbaren Daten nicht abschließend klären, welches Gewicht diese unterschiedlichen Mechanismen haben.
Nun schreibt das IW-Team in der Studie auch über die Vorteile, die das Jobben im jugendlichen Alter mit sich bringt, wenn man einmal vom Geldverdienen absieht. Kontakte zur Arbeitswelt, Praxiserfahrung und das wichtige Bewusstsein, etwas zu leisten, was das Selbstbewusstsein stärkt. Und so erwähnen Sie in der Studie auch Vorschläge, wie das Jobben an sich von staatlicher Seite gefördert werden könnte. Welche wären hier die wichtigsten Punkte?
Zunächst einmal wäre noch mehr Forschung dazu wichtig, wie sich das Jobben auf die Lebensläufe junger Menschen auswirkt und was einen Einfluss darauf hat, ob Jugendliche jobben. So bekäme man dann auch ein klareres Bild, welche Form der Unterstützung genau sinnvoll wäre. In jedem Fall sollte sichergestellt sein, dass sie entsprechende Angebote auch tatsächlich erreichen. Dazu sollten sie möglichst im sozialen Umfeld der Jugendlichen, also etwa an den Schulen oder bei Jugendtreffs, angesiedelt werden. Wichtig wäre auch, dass die Jugendlichen hier nicht nur Unterstützung bei der Jobsuche, sondern auch Beratung dazu erhalten könnten, was in ihrer konkreten Situation wirklich sinnvoll wäre.
Haben Sie in Ihrer Schulzeit auch gejobbt? Und hat Ihnen das außer Geld etwas gebracht?
In meiner Schulzeit habe ich hin und wieder Nachhilfe gegeben und, obwohl das lange her ist, würde ich sagen, dass mir das auch bei meiner Entwicklung geholfen hat.
Vielen Dank für das Gespräch!