Hacker School
„Die Welt der IT ist kreativ, bunt und offen für alle!“
Die Gründung der Hacker School in Hamburg 2014 entstand aus Frust darüber, dass drei Unternehmer bei der Suche nach Azubis kaum Jugendliche mit Programmierkenntnissen trafen. Es entstand die Idee, durch ehrenamtliches Engagement Kurse für Jugendliche anzubieten. Das Programm schlug direkt ein, heute bietet die Hacker School bundesweit vor Ort und in Online-Kursen Programmierkurse an. Wir trafen Rahel Seckinger zum Gespräch.
Frau Seckinger, es gibt viele Berufsfelder, die von Jugendlichen liegen gelassen werden, obwohl die Karrieremöglichkeiten toll sind, die IT gehört dazu. Mit welchem Plan konnten Sie bei Gründung der Hacker School Neugierde auf das Programmieren wecken? Was war damals die Kernidee?
Ich war zwar am Anfang noch nicht dabei, aber ich weiß: Die Hacker School begeistert seit zehn Jahren durch spielerisches learning by doing mit IT Expert*innen an der Seite. Unser Konzept basiert schon immer auf der Kooperation mit engagierten Unternehmen, deren IT-Mitarbeitende gemeinsam mit uns im Corporate Volunteering die Kurse geben. Sie öffnen den Jugendlichen als sogenannte Inspirer die Tür in die Welt der IT und zeigen, wie viel Spaß IT und Coding machen.
Ihre These lautet ja: Jugendliche verpassen den Startschuss in die IT-Welt und Berufe des 21. Jahrhunderts, wenn sie IT und die digitale Welt nur passiv erleben. Woran liegt es, dass es die IT-Unternehmen nur schwer schaffen, die Faszination der IT zu kommunizieren?
Das Arbeitsfeld IT hat ja leider immer noch mit starken Klischees zu kämpfen: Allein im dunklen Kämmerlein vor sich hin programmieren. Am besten noch männlich. Und gut in Mathe. Ist doch inzwischen alles Quatsch. Wissen aber noch nicht alle. Bei der Hacker School legen wir starken Wert darauf, in unseren Kursen zu zeigen: Die Welt der IT ist kreativ, bunt und offen für alle! Dazu kommt, dass diese Welt für viele unbekanntes Terrain ist. Die Jugendlichen können sich oft nicht viel darunter vorstellen. Somit braucht es vermehrt Kontakt in jungen Jahren mit der IT-Branche, um eine konkrete Vorstellung der vielfältigen Berufe zu ermöglichen.
Bis heute hat die Hacker School rund 28.500 Jugendliche erreicht, die in Schulen an Online-Kursen teilgenommen haben. Wie schaffen Sie es, ganze Klassen zu erreichen? Was genau passiert da im Klassenzimmer?
Ein Schlüssel zum Erreichen aller liegt bei uns darin, dass wir in Kleingruppen programmieren. Neben der Kursleitung kommen immer mehrere Inspirer in einem Kurs zum Einsatz. Somit programmieren 6 Schüler*innen mit ihrer eigenen Ansprechperson. Es ist dadurch kein klassisches Schulsetting mehr, sondern eine andere Lernerfahrung. Nach einem Warm up bekommen die Schüler*innen die Grundlagen vermittelt. In der zweiten Hälfte des Kurses sollen sie dann kreativ werden und eigene Ideen umsetzen. Was dann genau im Klassenzimmer passiert? Leuchtende Kinderaugen! Die Begeisterung ist oft groß, wenn eine Idee dann tatsächlich umgesetzt ist; Dann hören wir Ausrufe wie “Meine Figur hüpft!” oder “Schau mal, wie viele Pizzasorten mein Pizzalieferdienst auf seiner Website anbietet!” Ich finde es noch zu erwähnen, dass “die ganze Klasse erreichen” für uns nicht bedeutet, dass alle anschließend nur noch programmieren wollen. Erreichen heißt, dass jede*r für sich etwas dazulernt und nach einem ersten Kontakt mit dem Programmieren für sich klarer weiß, ob das Feld IT etwas Spannendes für sie/ihn ist.
Wer steht hinter der Hacker School? Sind das immer noch Unternehmen, die sich mit Hilfe der Initiative inzwischen auch über mehr Bewerbungen von Schulabgänger*innen freuen können?
Auch – aber nicht nur! Wir kooperieren mit einer Vielzahl von Unternehmen, die natürlich ein berechtigtes Interesse haben, dass Jugendliche das Berufsfeld IT in Erwägung ziehen. Wie viele der Jugendlichen sich tatsächlich schon beworben haben, kann ich leider nicht beantworten. Darüber hinaus arbeiten wir inzwischen auch mit vielen Hochschulen zusammen. Über ein eigens konzipiertes Modul sind so auch IT-Studierende als Inspirer am Start.
Vielen Dank für das Gespräch!