BERUFSORIENTIERUNG Coach Markus Jotzo „Entscheidend ist, dass die Person Lust hat auf die Aufgabe“ Der Redner, Trainer und Autor Markus Jotzo berät Führungskräfte, die im beruflichen Alltag Unterstützung und Rat benötigen und hilft ihnen dabei, zufriedener bei ihrer Arbeit zu sein. Dass dazu auch Entscheidungen gehören und in welchen Lebenssituationen sie getroffen werden soll- ten, erzählte er im Interview. Herr Jotzo, Sie sind Autor des Buches „Die Unendlich- Stolz-Formel – Tu, was du nicht kannst“. Der Rat passt hervorragend auf die Situa- tion von Schulabgänger:in- nen, die noch wenig können und jetzt überlegen müssen, in welchem Bereich sie sich ausbilden lassen, um eines Tages viel zu können. Welche Rolle spielt in der Berufsfindung Ihrer Meinung nach der Gedanke, auf sich später einmal stolz sein zu kön- nen? Wichtig ist, dass die Person selbst mit sich oder auf sich stolz, zufrieden und/oder happy ist. Und nicht, dass die Eltern, Freunde, Freundin, Freund, Großmutter oder Opa stolz sein werden. Bei der Berufswahl ist entscheidend, dass die Person Lust hat auf die Aufgabe, die sie erledi- gen darf. Oder auf die Branche oder das Unternehmen. Lust und Motivation hat viele Mütter. Ohne Lust auf den Job wird der Job eine Qual und jeder Tag ein unange- nehm beißender Marathon. Und damit sinkt auch die Wahrscheinlichkeit und die Aussicht auf Erfolg, Stolz und Zufriedenheit. Insbesondere von der Person selbst. Wichtig: Der Job soll täglich Freude und Stolz bringen, nicht erst am Jahresende oder am Ende des Projektes. Solche Jobs sind passende und gute Jobs. Sie haben sich in Ihrem Leben schon mit vielen Leu- ten unterhalten, die im Job Probleme haben. Spielt es in diesen Gesprächen manchmal eine Rolle, dass offenbar schon früh in der Berufsorientierung Wei- chen nicht richtig gestellt wurden? Nein, das spielt selten eine Rolle. Wenn ich aus dem, was ich in der Beratung erlebe, eines ableiten darf dann dies: Seid offen. Bereitet Euch darauf vor, dass Euer Lernen nicht aufhört und Wissenslücken normal sind. Entschei- den ist die Denke „Ich lernen jeden Tag weiter“. Das Thema „Ziele erreichen“ ist für Sie ein zentra- les, das entnehme ich Ihrer Homepage. Könnten Sie einen Rat an Jugendliche formulieren, die ihr gro- ßes Ziel Schulabschluss erreicht haben, jetzt aber ganz neue Ziele finden und entwickeln müssen? 10 Was gehört für Sie alles in den optimalen Ziele-Kö- cher? Erstmal die Tatsache, dass sich jede und jeder ein Ziel setzten DARF. Uns stehen in dieser Gesellschaft alle Tü- ren offen – das ist ein großes Geschenk. Manche wis- sen schon mit 18, dass Sie Pilot werden wollen, schaffen das und bleiben es dann auch für den Rest ihres Lebens. Aber für die meisten gilt das nicht. Die meisten finden eine Ausbildung oder ein Studium und später dann einen ersten Job und lernen erst innerhalb der ersten fünf, zehn oder 20 Jahren dieser „Lebensausbildung“, was Ih- nen WIRKLICH am meisten Spaß bereitet. Das ist auch in Ordnung so. Wer seinen Traumberuf mit 18 noch nicht kennt, kann sich entspannen. Und erst mal das machen, worauf er am meisten Lust hat – aber bitte etwas jen- seits von Kiffen, Saufen, Rumhängen und Computer- spiele spielen. Sie haben Kinder und eines Tages steht bei de- nen dann auch die Berufsfindung an. Graut es Ihnen schon jetzt vor dieser Zeit, weil Sie als Füh- rungskräftecoach manipulative Kräfte haben und fürchten, sie in eine bestimmte Richtung zu drän- gen? Ach, davor habe ich überhaupt keine Angst. Denn ich bin 100 Prozent davon überzeugt: Erfolg folgt auf Lust und Leidenschaft. Und die kann ich nicht vorgeben. Die kommt von innen. Ich habe eine gewisse Strenge, was Rechnen, Schreiben und Kommasetzung anbelangt, da prüfe ich nach und mache mit meinen Kindern Übungen am Wo- chenende. Aber alles weitere werden sie selbst entschei- den. Entscheidend ist, DASS sie sich entscheiden. Und das tun sie mehr und mehr. Drei Monate Schüler-Austausch in Chile, die Leistungskurse fürs Abitur, mit einer Sportart aufhören und/oder eine andere anfangen. Vielen Dank für das Gespräch! https://www.markus-jotzo.com Eine längere Version des Interviews fin- den Sie auch online! www.berufsorientierung-plus.de/1-24-jotzo